13/12/2021

Weihnachten (und Silvester)

Jardiniere mit Weihnachtsdekoration und Wichteln, flankiert von schwarzweißer Katze, mit Schriftzug: Ein fröhliches Weihnachtsfest 2021!

Auch zu diesem zweiten Corona-Weihnachten wünscht Ihnen die WerkstattWeihnachtskatze, zusammen mit den Wichteln dem Katzenspielzeug, frohe Festtage:
"Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund, damit es ein fröhliches Fest wird!
Und auch in diesem Jahr fände ich es prima, wenn Sie ganz auf das Silvester-Feuerwerk verzichten würden. All das laute Knallen und Zischen. Muss das sein? Das macht uns Tieren große Angst!"

"Miau! Weiter geht es hier im Blog am 10. Januar 2022."

"Wenn Sie kommentieren möchten, schreiben Sie meinem Menschen eine E-Mail mit dem jeweiligen Titel des Blogeintrags als Betreff an
ateliergry@gmail.com
Relevante Informationen aus Kommentaren wird sie am Ende des Eintrags veröffentlichen."

29/11/2021

König Melchior über Geschenke (Teil 2)

KWO-Räucherfigur 'König Melchior' mit Kerze im Goldrahmen

Teil 1 dieses Gesprächs finden Sie hier.

Lieber König Melchior, vor vierzehn Tagen hatten wir auch über die Kunsthandwerker im Erzgebirge gesprochen. Nun sagen manche Leute, dass die Preise für erzgebirgisches Kunsthandwerk ganz schön gesalzen sind.

"Wenn diese Leute damit meinen, dass die Preise relativ hoch sind: Ja, das stimmt. Aber ich sage immer: Reiches Land, hohe Preise; armes Land, niedrige Preise. Das bedeutet, dass wir in reichen Ländern auch meist mehr Geld zur Verfügung haben und höhere Preise bezahlen können – das gilt nicht nur für Könige! Deutschland ist ein reiches Land. Meine erzgebirgischen Kunsthandwerker müssen nun mit ihren Produktpreisen die Arbeitslöhne und die in Deutschland notwendigen Abgaben abdecken. Ihre Preise sind also nicht das Ergebnis enormer Gewinnaufschläge! Das Problem der heutigen Zeit mit ihrer Globalisierung ist, dass die Bewohner dieses reichen Landes an Preise gewöhnt sind, die durch Fertigung in ärmeren Ländern ermöglicht werden. Wir haben hier also: Reiches Land, niedrige Preise, und dies auf dem Rücken der Menschen in den sogenannten Billiglohnländern. Im Vergleich dazu erscheinen die Preise deutscher Hersteller zunächst einmal hoch.
"Sollte sich nun ein deutscher Kunsthandwerker zu Herzen nehmen, dass seine Kunden Schnäppchenpreise wollen, kann das auf Dauer nicht gutgehen. Denn dann werden schlechte Kompromisse bei Mitarbeitern, Material und Qualität gemacht, um Kosten zu sparen und niedrige Preise möglich zu machen. Eine solche Werkstatt kann sich nicht halten: Sie hat keinen guten Ruf, bildet keine Lehrlinge mehr aus, findet keinen Nachfolger und schließt spätestens, wenn der jetzige Inhaber in Rente geht. Ich bin froh, dass man sich im Erzgebirge entschieden hat, nicht diesen Weg zu gehen, sondern angemessene Preise zu verlangen."

Neben denen, die für's Kunsthandwerk kein Geld ausgeben wollen, gibt es ja auch diejenigen, die davon sprechen, das Handwerk bewahren zu wollen. Nur dass den Worten dann nicht immer entsprechende Taten folgen. Kennen Sie das auch?

"Das könnte man auch als 'Nicht nach seinem Glauben handeln' bezeichnen. Das ist in eurer modernen Zeit recht weit verbreitet und zieht sich bis in die höchsten Kreise. Ich habe zum Beispiel vor drei Jahren eine Ausstellung seltener Handwerkskünste beim Genfer Traditionsuhrmacher Patek Philippe besucht. Anlässlich der Eröffnung sagte der Präsident Thierry Stern:

"Wir können viel über Traditionen sprechen, aber wenn die Menschen, die diese schönen Dinge herstellen, aus der Übung kommen, werden sie ihr Geschick und ihr Wissen verlieren. Deshalb sind Aufträge so wichtig, damit auch weiterhin Stücke erschaffen werden können. Ich glaube, das ist die beste Art, dieses Wissen zu bewahren."*

Monsieur Stern scheint also Dein Anliegen gut zu kennen. Die Uhren von Patek Philippe sind eventualiter nur für Könige bezahlbar, aber bei erzgebirgischem Kunsthandwerk und besonders bei Deinen Werken ist das doch keine Frage."

Vielen Dank, dass Sie meine Arbeiten, erzgebirgisches Kunsthandwerk und Patek Philippe in einem Satz genannt haben! Ich hätte nie gedacht, dass das einmal passiert! :-)
Eine letzte Frage: Viele möchten auch Kunsthandwerk aus anderen Ländern kaufen, was raten Sie denen?

"Diese Menschen heiße ich willkommen auf dem Basar, denn überall freuen sich Kunsthandwerker über Kundschaft! Auch Importeure von Waren aus fernen Ländern haben ein Angebot von handgefertigten Artikeln. Aber bitte nicht vergessen, dass auch die Menschen in fernen Ländern für ihrer Arbeit angemessen bezahlt werden sollen. Auf dem Basar können Sie gerne handeln, aber Pfennigfuchserei und Geiz ist unanständig. Verlangen Sie, dass Importeure fairen Handel praktizieren und Kinderarbeit und Ausbeutung vermeiden. Auch ist es besser, in kleinen, inhabergeführten Geschäften zu kaufen anstatt bei Online-Giganten."

Lieber König Melchior, Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um Ihre Gedanken mit mir und den Leserinnen und Lesern zu teilen. Noch eine gute Reise nach Bethlehem!

"Es war mir ein Vergnügen! Ich wünsche allen eine gesegnete Adventszeit!"

 

*Siehe erstes Video auf https://www.patek.com/de/unternehmen/news/ausstellung-seltener-handwerkskunste, eigene Übersetzung aus dem Englischen (Zugriff 09.11.2021).

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15/11/2021

König Melchior über Geschenke (Teil 1)

 

Im letzten Jahr konnten Sie in der Vorweihnachtszeit meine Geschenketipps lesen, in denen es um das 'Ob überhaupt?' und 'Wenn ja, was?' ging. Damit Sie nicht immer nur meine Ansichten serviert bekommen, hat sich in diesem Jahr König Melchior freundlicherweise bereit erklärt, etwas über Geschenke zu sagen. Er ist seit 2021 Jahren als Gabenbringer unterwegs und daher fraglos qualifiziert, über dieses Thema zu sprechen.

KWO-Räucherfigur 'König Melchior' (aus dem Orient, bringt Gold zur Krippe)

Lieber König Melchior, stellen Sie sich bitte kurz vor.

"Seien Sie mir gegrüßt, werte Leserinnen und Leser dieses Blogs! Mein Name ist Melchior, das ist hebräisch und bedeutet 'König des Lichtes'. Ich bin einer der Heiligen Drei Könige beziehungsweise der drei Magier, Sterndeuter oder Weisen aus dem Morgenland – Caspar, Balthasar und ich bestehen nicht auf einen bestimmten Titel.
Aber ich bin auch eine Räucherfigur aus Olbernhau im Erzgebirge, wie Sie vielleicht sehen können. Ich bin somit echtes erzgebirgisches Kunsthandwerk und zu Recht stolz darauf!"

Das können Sie auch sein!
Die Heiligen Drei Könige sind ja als Gabenbringer bekannt. Warum haben Sie damals Gaben zur Krippe gebracht und warum gerade diese?

"Es gehört zu den guten Sitten eines Besuchs unter Königen, auch wenn wir diesen König schließlich nicht in einem Palast gefunden haben. Man bringt etwas zum Geschenk, am besten einen der Reichtümer, für den das eigene Land berühmt ist. Nun ist mein Land nicht berühmt für seine Windeln oder Rasseln, auch wenn manche sagen, dass das passendere Gaben gewesen wären. Als ich damals ein Geschenk für den neugeborenen König der Juden suchte, habe ich mich für Gold entschieden, und natürlich habe ich das schönste Gold aus meiner Schatzkammer ausgewählt. Ebenso haben Caspar und Balthasar Weihrauch und Myrrhe aus ihren eigenen Ländern mitgebracht."

Sie sagen, Sie hätten Gold aus Ihrer Schatzkammer gewählt – Sie haben also etwas als Geschenk ausgesucht, das Ihnen gehört hat?

"Oh ja, als König hat man viele schöne Dinge, die sich prächtig als Gaben eignen. Außerdem denke ich, dass ein von mir gemachtes Geschenk vorher auch mir gehört haben muss. Hätte ich das Gold auf dem Basar kaufen lassen, wäre das beliebig – es wäre irgendein Gold, das jeder an meiner Stelle hätte kaufen lassen können. Insofern finde ich es seltsam, dass die Menschen heute, die ja in Imitation von uns Königen Weihnachtsgeschenke überreichen, in einen Laden gehen und dort etwas kaufen, was es tausendfach gibt. Das hat nichts mit der Person des Schenkers zu tun, außer, dass er es bezahlt hat."

Wenn ich aber jemandem zum Beispiel eine schöne Räucherfigur aus dem Erzgebirge schenken möchte, und weder habe ich eine, noch kann ich eine herstellen, dann muss ich sie doch kaufen?

"Nun, da magst Du Recht haben. Geschickte Handwerker beauftragen und ihre Waren kaufen lassen liegt mir von Haus aus sehr am Herzen. Aber ich hoffe doch, dass auch Du eine Räucherfigur kaufen würdest, die tatsächlich im Erzgebirge hergestellt wurde! Meine erzgebirgischen Kunsthandwerker haben mit billigen Nachahmungen in miserabler Qualität zu kämpfen, welche ihrem guten Ruf schaden. Der Preis ist übrigens meistens ein zuverlässiges Zeichen für Qualität. Auch Fachwissen, aber da können ambitionierte Amateure manchmal durchaus mithalten. Doch gute Arbeit muss nicht nur gewürdigt, sondern auch angemessen bezahlt werden."

Vielleicht haben die Käufer von Nachahmungen nicht so viel Geld?

"In einem der reichsten Länder dieser Erde? Aber möglicherweise haben sie ihr Geld schon für etwas anderes ausgegeben. Die Hirten damals an der Krippe waren arm, aber sie haben sich nicht mit billigen Geschenken erniedrigt. Stattdessen haben sie ein Lamm gebracht, einen guten Käse oder ein Brot, manche brachten auch ihre Instrumente mit und haben Musik gemacht – eine der schönsten Gaben überhaupt. Und ich erinnere mich an einen kleinen Hirtenjungen, der wirklich gar nichts hatte. Der hat Stroh von seinem Nachtlager zu einem Stern gebunden und dem Kind in der Krippe geschenkt. Maria und Josef haben den Stern im Stall aufgehängt, und das Stroh hat im Schein der Laterne festlich geleuchtet.* Solche Strohsterne kennt ihr ja noch immer. Damals habe ich mir gedacht: Melchior, Dein Gold ist ja schön und gut, aber die Gaben der einfachen Leute kommen genauso von Herzen und sind auf andere Art kostbar."

Weiter geht es mit Teil 2 am 29. November.

*Die Legende vom Stohstern findet sich so oder so ähnlich in vielen Büchern und im Internet.

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Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet

 

Ab heute finden Sie wieder den Atelier Gry Weihnachtsmarkt-Stand online. Viel Spaß beim Stöbern!

Wenn Sie mein Angebot von den analogen Weihnachtsmärkten der vergangenen Jahre her kennen und bestimmte Dinge vermissen (etwa die Origamisterne): Das ist alles noch vorrätig, nur passt manches aus verschiedenen Gründen nicht in einen Onlineshop. Wenn Sie etwas Bestimmtes suchen, kontaktieren Sie mich bitte und ich helfe gerne weiter.

Für ein entspannteres Einkaufen gibt es ein verlängertes Weihnachtsrückgaberecht bis zum 17.01.2022, natürlich auch für Selbstabholer.
Auch in diesem Jahr spende ich von jedem Kauf 10% des Kaufpreises an das Bergwaldprojekt.
Damit alles rechtzeitig vor Weihnachten per Post ankommt, benötige ich Ihre verbindliche Annahme meines Angebots (siehe E-Mail-Bestellung, Schritt 3) bis spätestens 16. Dezember 2021, 18 Uhr. Bei einer späteren Annahme kommt die Bestellung wahrscheinlich erst nach Weihnachten an.
Selbstabholer können ihre Bestellung bis zum 22. Dezember nach Voranmeldung bei mir abholen.

01/11/2021

Zehn Jahre Buchbinden

oder: Von Alle meine Entchen zu den Goldberg-Variationen

Aussicht von der Werkbank in den nebligen Garten
An solch einem nebligen Tag habe ich das Buchbinden angefangen.

In meinem letzten Blogbeitrag hatte ich geschrieben, dass man im Werkunterricht kein Handwerk erlernt; ganz so wie jemand, der Alle meine Entchen auf dem Klavier spielen kann, noch lange kein Pianist ist. Im November 2011, also vor zehn Jahren, habe ich mein erstes selbst gebundenes Buch angefertigt, also quasi Alle meine Entchen spielen gelernt. Dieses Buch habe und nutze ich noch immer, auch wenn es reichlich Fehler enthält, wie sie Anfänger gerne machen. Aber das ist gut und wichtig, denn heute weiß ich, warum es Fehler waren und wie man es besser machen kann.

10 000 Stunden Üben am Limit

Zehn Jahre Buchbinden sind aber nicht nur ein rundes Jubiläum: Zehn Jahre muss ein Mensch auch üben, um richtig gut in etwas zu werden. Laut Daniel Coyle, dem Autor von The Talent Code (vom deutschen Verlag denkbar reißerisch und unzutreffend mit 'Die Talent-Lüge' übersetzt), sind 10 000 Stunden (etwa zehn Jahre) Training nötig, um herausragende Fähigkeiten zu entwickeln. Damit ist aber nicht lockeres Wiederholen gemeint, sondern etwas, das ich 'Üben am Limit' nenne. Üben am Limit ist hart und kann schnell frustrierend werden, denn man bewegt sich an der Grenze der eigenen Fähigkeiten und scheitert dementsprechend häufig. Es hilft, die Sache wirklich zu wollen, um trotz Rückschlägen dranzubleiben. Gute Lehrer (oder Lehrbücher) helfen auch. Bei Autodidakten wie mir ist eine Extraportion Frustrationstoleranz nötig, weil da keine Meisterin ist, die einem schnell zeigt, wie man es richtig macht, wenn etwas misslingt. Das muss man selbst herausfinden. Dennoch bin ich im Nachhinein zufrieden damit, nicht in einem Betrieb gelernt zu haben, denn das bringt – je nach Ausbildungsplatz – nicht immer nur Vorteile.

Damit dieser Blogbeitrag jetzt nicht in Selbstbeweihräucherung ausartet, möchte ich noch sagen, dass ich mich in den vergangenen zehn Jahren selbstverständlich nicht ununterbrochen am Limit abgearbeitet habe, aber eine ansehnliche Zahl Stunden harten Trainings ist schon zusammengekommen. Ich kann inzwischen Arbeiten ausführen, die denen von Kolleginnen und Kollegen mit Gesellen- oder Meisterbrief in nichts nachstehen. Wenn mein allererstes Buch wie Alle meine Entchen war, so übe ich heute die anspruchsvollen Goldberg-Variationen. Scheitern an den Grenzen der eigenen Fähigkeiten kommt aber immer noch regelmäßig vor.

P.S.: Falls der Eindruck entstanden ist, ich könnte Klavier spielen – das kann ich nicht. Aber ich liebe klassische Musik.

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18/10/2021

Immaterielles Kulturerbe

Zum Aussterben verurteilt?

Seit März diesen Jahres ist das Buchbinderhandwerk im Unesco-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland. Das ist eine schöne Anerkennung, aber haben Buchbinder konkret etwas davon? Wird das Menschen dazu bewegen, mal öfter zum Buchbinder zu gehen? Ich glaube kaum.

Auf der Web-Seite der Unesco – auf der man den Staub alter Bücher fast schon riechen kann – heißt es ganz richtig: "Es [das Buchbinderhandwerk] trägt insbesondere zum Erhalt alter Bücher und von Archivgut bei." Dazu passend zeigen die dazugehörigen Fotos alte, beschädigte Bücher, die repariert werden. Das ist tatsächlich eine sehr wichtige Arbeit. Ich glaube auch, die Anstellung in einer Bibliothek oder einem Archiv zum Reparieren oder Restaurieren ist eine der wenigen Möglichkeiten, als handwerkliche Buchbinderin oder Buchbinder ein regelmäßiges Einkommen zu erzielen, ohne sich mit Kursen, Partnern mit geregeltem Einkommen oder Nebeneinkünften über Wasser halten zu müssen. Ich habe den allergrößten Respekt für die Kolleginnen und Kollegen, die alte Schätze erhalten können! Daneben gibt es laut Web-Seite für Buchbinder noch zwei Tätigkeitsfelder: das Einbinden unterschiedlicher Erzeugnisse (wie Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten oder Zeitschriftenjahrgänge) und die kunsthandwerkliche Fertigung von Bucheinbänden. Letzteres ist mein Feld. Aber: Unesco, wir haben ein Problem!

Vor zwei Jahren habe ich einmal einen Leserbrief geschrieben zu einem Zeitungsartikel, in dem es darum ging, dass es Menschen braucht, die 'unsere Werte und unsere Handwerkskunst bewahren', und dass es zu diesem Zweck wieder mehr Werkunterricht an den Schulen geben solle. Ich setze einmal voraus, dass allen klar ist, dass man im Werkunterricht kein Handwerk lernt, sondern nur auf den Geschmack kommen kann. Jemand, der Alle meine Entchen auf dem Klavier spielen lernt, ist ja auch noch lange kein Pianist. Aber das nur nebenbei. Mir fällt regelmäßig das Falzbein aus der Hand, wenn Menschen davon sprechen, dass Werte und Handwerk bewahrt werden sollen, ohne dass auch klar gesagt wird, wie das vor sich gehen soll. Ich möchte diese Menschen dann fragen, woher sie denn die Dinge des täglichen Lebens beziehen. Gehen sie zum Metzger, Schneider, Schmied, Tischler (oder Buchbinder) oder eben doch zum Supermarkt, ins Einkaufszentrum und zum schwedischen Möbelhaus? 'Merkst' was?" würde ein Mitglied meiner Familie jetzt sagen.

Handwerker wollen liebend gerne Werte, Handwerkskunst und Traditionen bewahren und sehen dieses teilweise sogar als ihre Berufung. Aber es gibt ein Phänomen in unserer Gesellschaft, mit dem heutige und wahrscheinlich auch zukünftige Wertebewahrer konfrontiert werden, wenn sich nichts ändert: In Deutschland ist Geiz immer noch geil. Handwerkliche Arbeiten sind den meisten Menschen zu teuer – im Vergleich zu Industrieware, zur Arbeit von Menschen aus Billiglohnländern. Es reicht aber nicht aus, nur davon zu sprechen, Werte bewahren zu wollen oder es jungen Leuten zu ermöglichen, etwas zu gestalten. Die Arbeit mit den eigenen Händen, also das praktische Bewahren von Handwerkskunst, braucht unbedingt auch genügend Andere, die bereit sind, dafür zu zahlen. Wenn Gestalter und Handwerker nicht mehr arbeiten, weil sie keine Aufträge bekommen oder ihre Werke nicht verkaufen können, werden Werte und Handwerkskunst zwangsläufig verloren gehen.

Denken Sie daran, wenn Sie einen der vielen Kunsthandwerker- und Weihnachtsmärkte besuchen, die hoffentlich bald wieder stattfinden. Vom Vorbeischlendern und Loben der schönen Auslage kann niemand leben.

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04/10/2021

Was ist wichtig, was ist wertvoll?

Es geht wieder los. Der Oktober gibt den Startschuss für den jährlichen Verbraucheransturm: Shopping days allenthalben, später kommt noch der Black Friday und in der Stadt verspricht unser größtes Einkaufszentrum, dass man hier die glamourösesten Geschenke findet. Jetzt sollen wir, die wir pandemiebedingt erfahren haben, was wirklich zählt, also wieder in die Läden strömen und wie gewohnt Dinge kaufen, die wir oder die Empfängerinnen und Empfänger meistens überhaupt nicht brauchen. "Weiter so!" ruft unsere Wirtschaft, die so ausgerichtet ist, dass gar nichts anderes denkbar ist als immer mehr, mehr, mehr. Aber wir haben ja gelernt, was wirklich wichtig ist. Was das ist, unterscheidet sich wohl von Mensch zu Mensch, aber blinder Konsum ist es wahrscheinlich bei den wenigsten. Bevor wir uns also ins Getümmel stürzen, könnten wir kurz darüber nachdenken, was uns wichtig ist – und wertvoll. Wieso wertvoll?

Jemand hat einmal gesagt: "Jedes Mal, wenn die Kasse klingelt, stimmen wir ab über die Welt, in der wir leben wollen." Kaufen wir also weiterhin Tand (dank der Lieferengpässe bei Plastikgranulat und Halbleitern vielleicht dieses Jahr auch nicht), oder kaufen wir etwas Wertvolles? Damit meine ich nicht 'kostet eine Menge Geld' sondern 'ein gutes Produkt von beständigem Wert, nachhaltig und qualitätsvoll und idealerweise auch gut für meine Region'. Ja, Regionalität! Kaufe ich etwas aus Asien, weil man dort die besten Produkte herstellt, oder weil's so schön 'günstig' ist?

Für den Oktober waren gleich zwei Kunsthandwerks-Veranstaltungen geplant, die das Wort 'Wert' im Titel führen (die eine findet statt, die andere wird nochmals verschoben. Ich werde übrigens bei keiner der beiden dabei sein, da ich zurzeit an zwei größeren Projekten arbeite, von denen ich später mehr berichten werde, wenn es konkret wird.) Im Geleitwort zur stattfindenden Veranstaltung heißt es: "... aus der Situation des Verzichts [aufgrund der Pandemie] wurde sichtbar, was den Alltag wertvoll macht. […] Wie wertvoll die von Hand regional hergestellten Produkte für unseren Alltag sind, entscheiden wir mit unserem Handeln."

Dann entscheiden wir mal. Ach ja, die Herbst-/Winterausstellung in der Galerie Handwerk beginnt auch nächste Woche. Ein Schuft, wer Marketing dabei denkt.

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20/09/2021

Japanische Muster (6)

Traditionelle japanische Muster (wagara) sind nicht einfach nur schön anzusehen, sie haben vor allem Bedeutungen. Welche das sind und welche meiner Bezugspapiere solche Botschaften tragen, das möchte ich in dieser Serie von Blogbeiträgen erforschen.

In Teil 6 geht es um ein Muster, das die Japanische Kiefer darstellt:

Matsu

In Japan findet sich die Japanische Rotkiefer und die Japanische Schwarzkiefer in Gärten, in Wäldern und auch als Bonsai. Die Kiefer ist ein immergrüner Baum, was Menschen in Gegenden, wo die meisten Bäume zu Beginn der kalten Jahreszeit die Blätter abwerfen, schon immer beeindruckt hat. Ähnlich wie bei der Tanne, der man bei uns Eigenschaften wie Treue und Beständigkeit zuschreibt (man denke nur an das Lied 'Oh Tannenbaum'), so steht auch in Japan die Kiefer für Langlebigkeit, Standhaftigkeit und Weisheit. Am Neujahrstag werden daher die Eingangstüren gern mit Kiefernzweigen dekoriert, um Wohlstand und Erfolg zu sich einzuladen. Ein nützlicher Nebeneffekt ist, dass so auch böse Geister vertrieben werden, weswegen auch Schreine und Tempel oft von Kiefern umstanden sind. (Quelle)

Die japanischen Muster Matsu (Kiefer) und Matsuba (Kiefernnadeln) auf einem Bogen Chiyogami

Die guten Eigenschaften und den Schutzeffekt der Kiefer kann man sich wohl auch durch Verwendung von mit Kiefernmuster versehenen Stoffen oder Papieren zu Nutze machen. In dem Beispiel oben sehen Sie in dem zentralen roten Feld Matsu, die Japanische Kiefer. Im hellbraunen Feld links und im grünen Feld rechts von den Kiefern sehen Sie zwischen Blumen Matsuba, die vom Baum gefallenen langen Nadeln der Kiefer. Diese symbolisieren Langlebigkeit und Wiederstandsfähigkeit. (Quelle)
Das Bildbeispiel ist ein Ausschnitt des Musters 'Potpourri', das Sie in meinem letzten Blogbeitrag über die Herbst-/Winterausstellung an einem Doppelbuch, einer Schmuckbox und an den Lesezeichen gesehen haben. Bald kommen auch neue Schachteln mit diesem schönen Muster in meine Online-Galerie.

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06/09/2021

Herbst- und Winterausstellung 2021

Weil die Herbst- und Winterausstellung in der Koblenzer Galerie Handwerk im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie früh schließen musste, beginnt sie in diesem Jahr schon Mitte Oktober. Diesmal sind über die gesamte Ausstellungsdauer 150 Kunsthandwerker und Künstler dabei, und das sind meine Ausstellungsstücke:

Auswahl meiner Schachteln und Bücher für die Herbst- und Winterausstellung 2021

Sie sehen hier im Uhrzeigersinn von oben rechts: Schreibmappen mit CrissCross-Gelenk in zwei Mustern, Doppelbücher mit sechs verschiedenen Mustern (zwei sind nicht abgebildet), zwei Adressbücher in Kork und Stoff, vier Upcycling-Notizbücher, fünf stoffbezogene Notizbüchlein im Pixi-Buch-Format, Schmuckboxen in neun Designs (eines nicht abgebildet), Etuis in zwei Rankenmustern, zwei mit Chiyogami bezogene Brillenboxen, zwei Visitenkartenboxen, je zwei Schachteln für zwei Sätze Spielkarten in normaler Größe und in Patience-Karten-Größe, Bleistiftschachteln in vier schönen Carta Fiorentina-Mustern und schließlich zwei Mappen für DIN A4. Das ist aber noch nicht alles.

Lesezeichen mit Quaste in zehn Mustern

Lesezeichen kann man nie genug haben. Zehn verschiedene Designs stehen zur Auswahl, von farbenfroh bis vornehm zurückhaltend. Da sollte für jede Leserin und jeden Leser etwas dabei sein.

Karten mit singenden Engeln in einem Rattankoffer ausgestellt

Meine Reise-Engel haben dieses Jahr ihr Debut in der Galerie Handwerk, zusammen mit den praktischen Geschenkkarten-Haltern, damit der Gutschein etwas persönlicher daherkommen kann.

Büttenkarten mit Papierrelief in einem Drehständer mit Geldgeschenk-Karten

Und last but not least gibt es wieder Büttenkarten, dieses Jahr in den Designs Stern, Weihnacht und Waldmann. Dazu noch Karten mit schönen skandinavischen Flechtherzen, die stilvoll Geldgeschenke und mehr aufnehmen.

Zu finden vom 13. Oktober bis 23. Dezember in der Galerie Handwerk Koblenz. Auf deren Homepage finden Sie aktuelle Öffnungszeiten sowie eventuell geltenden Corona-Beschränkungen.

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23/08/2021

Der Sommer ist vorbei ...

Collage von verschiedenen Bildern, die einen Balkon mit Topfpflanzen und Sonnenschirm und eine schwarz-weiße Katze im Korbstuhl zeigen, zusammengestellt im Stil einer Ansichtskarte

... und tatsächlich scheint es hier in Koblenz-Pfaffendorf schon eine ganze Weile Herbst zu sein. Der diesjährige Sommer war ziemlich durchwachsen und nicht gerade liegestuhlgeeignet, aber wir hatten ein paar sonnige Tage, an denen die Werkstattkatze sich auf meinem Stuhl breitmachen konnte, sobald ich kurz weggegangen war. Der viele Regen war gut für die Pflanzen, es ist ein gutes Tomaten- und Chili-Jahr geworden, und zum Glück liegen wir so hoch, dass es keine Überflutungen bei Starkregen gab. Ich frage mich, ob die Bilder aus dem Ahrtal ausreichen, um in Rheinland-Pfalz ein echtes Umdenken in Sachen Klimaschutz in Gang zu setzen, oder ob es nach ein paar Schrecktagen weitergeht wie immer.

In der Werkstatt sind schon die Vorbereitungen für die diesjährige Herbst-/Winterausstellung in der Galerie Handwerk Koblenz in vollem Gange. In vierzehn Tagen stelle ich Ihnen vor, was diesmal von mir dabeisein wird.

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12/07/2021

BOX YOUR BOOK: Mein Wettbewerbsbeitrag

 

So, die Jury hat entschieden und nun kann ich endlich meinen Beitrag für den internationalen Wettbewerb 'Box your Book' der niederländischen Stichting Handboekbinden vorstellen! Hier sehen Sie Finis Africae, eine Box für 'Der Name der Rose' von Umberto Eco:

Buchschachtel mit gezeichneten Innenansichten einer fiktiven mittelalterlichen Bibliothek
Zum Vergrößern bitte das Bild anklicken.

Im Buch geht es um ein Kloster in Norditalien im Jahr 1327, das eine große, labyrinthisch angelegte Bibliothek besitzt, die niemand außer dem Bibliothekar betreten darf. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme gibt es für die am stärksten bewachten Bücher einen Geheimraum, nach dem angeblichen Ende der Welt Finis Africae genannt. Durch einen Wandspiegel in der Bibliothek kann man diesen betreten, aber die Protagonisten müssen erst eine Geheimschrift entziffern und ein Rätsel lösen, um herauszufinden, wie man den Spiegel öffnet.

Meine Idee war nun, eine Box zu konstruieren, die dieses Finis Africae darstellt. Die Außenseiten der Box zeigen den Spiegel mit seiner Inschrift und die Umgebung des Spiegels in der Bibliothek, so als würde man mit dem Rücken zum Spiegel stehen und sich umsehen. Die Innenseite der Box zeigt, was man sehen würde, wenn man den Geheimraum betritt (und ein Licht mitbringt). Es war mir wichtig, dass auch bei meinem Finis Africae nicht sofort ersichtlich ist, wie man es öffnet. Der im Buch beschriebene Öffnungsmechanismus funktioniert leider nur in massivem Mauerwerk, aber auch bei mir gibt es eine Geheimschrift mit Lösung als Hilfestellung. Wenn Sie sich noch gut an 'Der Name der Rose' erinnern, werden Ihnen viele Details bekannt vorkommen, beispielsweise die aufgeschlagenen Bücher auf dem Tisch, die Werke arabischer Autoren im Spiegelraum, das Mobiliar und die zweite Geheimtür mit ihrem Mechanismus im Inneren des Finis Africae. Die Werkstattkatze hat auch einen Ausflug ins Mittelalter gemacht und sucht nach Bibliotheksmäusen. Zum Glück hat sie reichlich weiße Haare in ihrem schwarzen Fell, so dass niemand auf dumme Gedanken kommt.

Verschiedene Aufnahmen, die die Herstellung der Box 'Finis Africae' zeigen
Zum Vergrößern bitte das Bild anklicken.

Hier sehen Sie ein paar Werkfotos von der Herstellung. Zum Einsatz kamen neben Buchbinderpappe und Einbandgewebe noch Spiegelkarton und kolorierte Bleistiftzeichnungen, ergänzt mit Inkjet-Ausdrucken digitalisierter mittelalterlicher Manuskriptseiten. Weitere verwendete Materialien sind Magnete, handgeschöpftes Papier, Japanpapier für die Scharniere, Acetatfolie und Scherenschnittpapier, um totale Schwärze zu vermitteln. Ich habe Bücher in verschiedenen historischen Stilen gezeichnet, die meinen Recherchen nach eine hervorragend ausgestattete Bibliothek des frühen 14. Jahrhunderts gehabt hätte. Sie stehen nicht im Regal, sondern liegen, so wie es meines Wissens nach zu dieser Zeit üblich war. Ich habe Alkoholmarker zum Kolorieren verwendet, die aber so gewählt wurden, dass sie den in mittelalterlichen Buchmalereien verwendeten Farben sehr ähnlich sind.

Wie hat sich mein Finis Africae nun beim Wettbewerb gemacht? Die Box wurde in den Katalog aufgenommen, der im Herbst erscheinen wird, ist aber nicht unter den Werken, die für eine anschließende Ausstellung ausgewählt wurden. Da nur etwa jeder dritten Box im Wettbewerb diese besondere Ehre zuteil wurde, ist das für eine erste Wettbewerbsteilnahme gar kein schlechtes Ergebnis.

Dies ist mein letzter Blogbeitrag vor der diesjährigen Sommerpause. Ich und die Werkstattkatze wünschen Ihnen allen einen schönen Sommer und schöne Ferien! Hier im Blog geht es am 23. August weiter.

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28/06/2021

Abwarten und Tee trinken

Balkon mit Kübelpflanzen und Tisch, darauf ein aufgeschlagenes Notizbuch und eine Teetasse

Im Mai hatte ich vom internationalen Wettbewerb der Stichting Handboekbinden berichtet, an dem ich teilgenommen habe. Am 20. Juni hat die Jury ihre Wertung vorgenommen; und ich hatte geplant, heute über die Ergebnisse zu bloggen. Aber in diesem Jahr dauert alles länger und es gibt noch keine Ergebnisse. Darum heißt es auch weiterhin:

Upcycling-Notizbuch in Orange und Gelb mit der Aufschrift'Abwarten und Tee trinken'
Abwarten und Tee trinken!

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14/06/2021

Seegraskistengalerie: Sophie Taeuber-Arp

 

Eine Kiste aus Seegras, daran befestigt drei Kunstpostkarten mit Werken von Sophie Taeuber-Arp
Graphitzeichnung auf Papier von Sophie Taeuber-Arp mit dem Titel 'Coquille', 1937
Aquarell von Sophie Taeuber-Arp mit dem Titel 'Paris, Friedhof Montmartre', 1926

Die Museen sind in meiner Region wieder geöffnet, aber immer noch ist es schön, Kunst im eigenen Haus zu haben, wenn es auch nur Postkarten sind. Zurzeit zeigt meine private Galerie an der Seegraskiste neben der Werkbank (kurz: Seegraskistengalerie) eine Ausstellung zweier Werke der Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp (1889-1943), sowie eine Fotografie von Ernst Linck von 1918, die sie zusammen mit von ihr geschaffenen Marionetten zeigt.
1918 entwarf Sophie Taeuber die Marionetten für eine Aufführung des Stückes 'König Hirsch' von Carlo Gozzi. Mich fasziniert besonders die Bemalung der Gesichter und die Formen, die oft nur lose dem menschlichen Körperbau folgen. Die Marionetten sind auch Teil der aktuellen Wander-Ausstellung Gelebte Abstraktion, und auf dieser Seite der Stiftung Arp können Sie sie auch einzeln und in Farbe ansehen.
Die Muscheln auf der Zeichnung 'Coquille' von 1937 sehen in meinen Augen zwar nicht unbedingt nach Muscheln aus, aber ich finde sie so schön, dass ich sie in abgewandelter Form auf meinen Schmuckboxen als Relief verwende (aktuell bei 'Pflaumenblüte' und 'Palmwedel').
Bei dem Aquarell 'Paris, Friedhof Montmartre' schließlich spricht mich die Kombination der Farben besonders an, auch wenn der Friedhof "in Wirklichkeit schöner aussieht" (wie man mir gesagt hat :-).

Noch mehr über Sophie Taeuber-Arp und ihre Kunst finden Sie beispielsweise hier, oder sehr ausführlich und mit Zeitleiste, aber ohne Bilder hier.

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09/06/2021

Tag des Heiligen Columban 2021

Schwarz-weiße Katze liegt in einer grünen Mappenschachtel

Die Werkstattkatze und ich wünschen zum Tag des Heiligen Columban allen Menschen, die sich mit dem Buchbinden beschäftigen, frohes Schaffen und allzeit gutes Gelingen! Der Heilige Columban ist Patron der Buchbinder, wie ich schon im letzten Jahr geschrieben habe.

Zum Festessen heute Abend (auch dieses Jahr nur im familiären Kreis) gibt es einen Buchblock in Soße und zum Nachtisch wie letztes Jahr Kleister mit Kirschen und Himbeeren.

Was ist ein Buchblock? So nennt man die fertig gehefteten Buchseiten, bevor sie zwischen die Deckel kommen. Mit ein bißchen Phantasie fällt einem dazu Blätterteig ein oder - was es heute gibt - Lasagne. Und Rote Grütze ist eigentlich nur mit Zucker und Fruchtsaft gekochter Kleister!

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31/05/2021

Die Ästhetik des Unperfekten und das Handgemachte

 

Da muss die Jury aber Augen gemacht haben! Zwei Porzellanobjekte, eines aufrecht stehend wie eine bauchige Vase, das andere wie zur Seite weggeknickt und umgefallen. Ein Objekt scheinbar gelungen, das andere scheinbar misslungen, beide eingereicht als Wettbewerbsbeitrag für den Staatspreis MANUFACTUM für das Kunsthandwerk Nordrhein-Westfalen. Und nicht nur eingereicht, denn die Keramikerin Maria Pohlkemper hat mit ihrem Beitrag 'WISP – WHAT IS PERFECT' in der Kategorie Objekt und Skulptur auch gewonnen!

"Beeindruckt war die Fachjury über das im Brennprozess verformte Objekt, das die Herstellerin mit ihrem Ergebnis akzeptiert und damit für sich einen neuen Weg beschreiten konnte. Der Schritt, das 'unperfekte' Objekt gerade wegen seiner Brüche und Risse zu akzeptieren, darin eine eigene Schönheit und Lebendigkeit zu entdecken, wurde als ein neuer Aspekt der Wahrnehmung gewertet."

In Japan ist dieser Aspekt der Wahrnehmung gar nicht neu. Ich kann mich noch erinnern, in der Japan-Galerie, ganz oben im British Museum in London, vor einem Schaukasten mit Teeschalen gestanden und mich gewundert zu haben, dass einige Schalen kleine Macken hatten, wo die Glasur abgesprungen war. Zu Hause hätte eine solche Schale als kaputt gegolten und wäre bald im Müll gelandet. Eine Tafel neben dem Schaukasten informierte mich, dass diese Macken in Japan 'Insektenbisse' genannt werden und erst die besondere Schönheit der Keramik ausmachen. Dies ist Teil von Wabi Sabi, der Ästhetik des Unperfekten und der Gebrauchsspuren. Der Zenmeister Sen no Rikyu (1522–1591) sagte dazu: "Es gibt Menschen, die eine Sache schon beim kleinsten Mangel ablehnen – mit solch einer Haltung zeigt man nur, dass man nichts verstanden hat."

Diese Haltung empfinde ich in Deutschland als sehr weit verbreitet. Für viele ist nur makellos und absolut gleichförmig akzeptabel. Dies wird auch und gerade auf Handgemachtes angewendet. Ein Mitglied meiner Familie zum Beispiel betrachtet eine von Hand genähte Naht nur dann als gelungen, wenn sie sich optisch nicht von einer Maschinennaht unterscheidet. Auch Strickerinnen grämen sich angeblich, wenn ihr Handgestricktes nicht so aussieht wie ein gekauftes Teil, das maschinell gestrickt wurde. Ich glaube, dass hier die glatte und perfekte, aber seelenlose Maschinenästhetik der sich unendlich wiederholenden gleichen Bewegung zum Nonplusultra erhoben wird. Im Gegensatz dazu wirkt Handgemachtes unregelmäßig, schief, rustikal, minderwertig. Als Kunsthandwerkerin ist es für mich besonders unerfreulich, wenn Mitmenschen so denken. Handgemacht ist natürlich kein Freibrief für Nachlässigkeit und Murks. Fehler müssen korrigiert werden. Aber die kleine Unebenheit hier oder der halbe Millimeter Unterschied da sind Zeugnis eines lebenden Menschen, der am Werk war. Oder in den Worten einer Figur in Tom Sallers Roman 'Ein neues Blau':

"Maschinen leisten Fließbandarbeit, Menschen aber hauchen ihrem Werk Persönlichkeit ein […]. Je unmittelbarer das Einwirken des Individuums, umso beseelter erscheint die Materie."

Stellenweise findet bereits ein Umdenken statt und handgemachte Produkte werden gerade wegen ihrer kleinen Unperfektheiten als charaktervoll und authentisch geschätzt, mit einer Geschichte und Seele, wenn man so will. Dennoch ist es geradezu revolutionär, dass die Jury eines Kunsthandwerkerpreises ein scheinbar misslungenes Werk auszeichnet. Obwohl – welches der beiden Objekte ist denn nun misslungen? Vielleicht ist es ja das Objekt, das stehen geblieben ist und nun im Vergleich etwas steif anmutet, während das im Brennprozess verformte Objekt eine dynamische Linie und interessante Bewegung bekommen hat. Schauen Sie sich die Objekte auf https://www.pohlkemper.de an und entscheiden Sie selbst!

P.S.: Und Ihre Schalen mit 'Insektenbissen' müssen vielleicht auch nicht mehr sofort weg.

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17/05/2021

Wettbewerbe

2011 habe ich meine autodidaktische Ausbildung zur Buchbinderin begonnen. Zehn Jahre später könnte man annehmen, dass ich inzwischen etwas kann, also habe ich beschlossen, ab 2021 an Wettbewerben teilzunehmen.

Hier sind neben allgemeinen Wettbewerben für Kunsthandwerker die Wettbewerbe speziell für Buchbinder interessant. Betrachtet man allerdings bei Letzteren die preisgekrönten Werke, kann man sich oft des Eindrucks nicht erwehren, Bücher müssten zwingend in Leder oder Pergament eingebunden werden, um preiswürdig zu sein (aber es gibt zum Glück auch Ausnahmen!). Da ich nicht mit solchen Materialien tierischen Ursprungs arbeiten möchte, die meiner Auffassung nach weder zeitgemäß noch unbedingt technisch notwendig sind, von der Nachhaltigkeit ganz zu schweigen, vergeht mir da die Inspiration.

Glücklicherweise gibt es aber noch andere Gelegenheiten, sein eventuell vorhandenes Können zu zeigen. Eine hat sich bereits Ende letzten Jahres ergeben: Ein internationaler Wettbewerb der Stichting Handboekbinden (Niederländische Stiftung für Handbuchbinden).

Copyright: Stichting Handboekbinden

Bei diesem Wettbewerb geht es darum, eine Box für ein gekauftes, industriell gebundenes (Lieblings-)Buch herzustellen. Da die Wertung der Jury noch nicht abgeschlossen ist, kann ich meinen Wettbewerbsbeitrag hier noch nicht vorstellen, werde dies aber nachholen, sobald es möglich ist.

In meinem Bundesland Rheinland-Pfalz gibt es einen Staatspreis für das Kunsthandwerk, der alle drei Jahre ausgeschrieben wird. Bis zur nächsten Ausschreibung ist es noch eine Weile hin, aber im Nachbar-Bundesland Nordrhein-Westfalen wurde gerade der Staatspreis MANUFACTUM vergeben. Eine der Preisträgerinnen ist die Buchbinderin Theresa Wedemeyer aus Münster. Sie hat geschafft, was in Rheinland-Pfalz seit 1970 noch keiner Buchbinderin und keinem Buchbinder gelungen ist, nämlich einen Staatspreis zu gewinnen (dafür haben seit 1960 ein Buchbinder und drei Buchbinderinnen den Förderpreis, und seit 1998 eine Buchbinderin den Preis des Handwerks gewonnen). Aber auch Frau Wedemeyers Werk ist in Leder gebunden.

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03/05/2021

Ein moderner Nag Hammadi Codex

Zwei Nag Hammadi Codizes aus modernen Materialien

Im Jahr 1945 stießen Bauern beim Graben nahe des ägyptischen Dorfes Nag Hammadi auf einen großen, verschlossenen Tonkrug. Was mochte da wohl drin sein? Nach anfänglichem Zögern (Es könnte ja etwas Gefährliches sein!) überwog die Neugier (Es könnte ja ein Goldschatz sein!), aber heraus fielen nur einige äußerst alte, in Leder gebundene Bücher oder dicke Hefte.
Eine ganze Abenteuergeschichte später, in der die Hefte beinahe im Ofen gelandet wären, auseinandergenommen und teilweise auf verschlungenen Wegen verkauft worden waren, versammelten sich fast alle mehr oder minder wohlbehalten im Koptischen Museum in Kairo. Die dicken Hefte waren nämlich ein ganz besonderer Schatz: Dreizehn um 350 n. Chr. geschriebene Bücher mit frühchristlichen gnostischen Texten, teilweise zuvor komplett unbekannt, und die ältesten bisher entdeckten Codizes im original erhaltenen Einband. Religiöse Texte standen damals üblicherweise auf Schriftrollen, aber im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. begann man, Codizes zu verwenden; also das, was man heute unter Büchern versteht. Natürlich waren die meisten Forscher wegen der Texte ganz aus dem Häuschen, nur eine kleine Handvoll Sonderlinge genannt Buchbinder interessierte sich überhaupt für das Drumherum.

János Alexander Szirmai, ungarisch-niederländischer Buchbinder und Einbandforscher, hat den Einbänden der Nag Hammadi Codizes ein Kapitel seines Werks The archaeology of medieval bookbinding gewidmet. Dort sind die Einbände, die übrigens alle unterschiedlich sind, so genau beschrieben, dass man sie nacharbeiten kann. Was ich getan habe. Dabei hat es mich aber nicht interessiert, akkurate Repliken herzustellen (das haben schon andere getan), sondern ich wollte die älteste bisher bekannte Bucheinbandform mit modernen Materialien umsetzen. Das ist nicht so abwegig, denn damals hat das frühe Christentum mit der Tradition der Schriftrolle gebrochen und den neumodischen Codex für sich entdeckt, um sich vom Althergebrachten abzusetzen. Damals war der Codex der letzte Schrei – wie kann man das für den heutigen Betrachter übersetzen? Vielleicht mit modernem Korkstoff statt Leder, punktkariertem Papier statt Papyrus? Hier ist eine Übersicht:

Material fürum 350 n. Chr.um 2020 n. Chr.
UmschlagLederKorkstoff, mit Japanpapier kaschiert
SeitenPapyruspunktkariertes Papier
HeftungLederschnurKnopflochseide
VerschlussbänderLederKork
Futterbeschriebener PapyrusBristol-Karton
Spiegelunbeschriebener PapyrusBuchgewebe
VerstärkungsstreifenLederKorkstoff

Wie Sie sehen, ist mein moderner Nag Hammadi Codex nicht vegan, denn ich wollte bei Naturmaterialen bleiben und habe die starke Knopflochseide zum Heften verwendet.

Ich habe zwei Codizes hergestellt: Codex A (Korkstoff mit Goldadern, Buchgewebe petrol) und Codex B (Korkstoff natur, Buchgewebe taubenblau), beide 14,3 x 21,1 cm groß mit 60 Seiten (30 Blatt) punktkariertem Papier der Marke Clairefontaine (90 g/m²).

Detailansichten der zwei Nag Hammadi Codizes aus modernen Materialien

Weiterführende Literatur und Links:
Szirmai, J. A.: The archaeology of medieval bookbinding. Aldershot: Ashgate, 1999

Mehr Informationen zur Fundgeschichte und zum Inhalt der Codizes finden Sie hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Nag-Hammadi-Schriften
Zur Bedeutung der Textfunde für die Wiederentdeckung des Gnostischen Christentums, inklusive einiger Fotos der 1945 gefundenen Codizes: https://www.biblicalarchaeology.org/daily/biblical-topics/post-biblical-period/the-nag-hammadi-codices

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19/04/2021

Japanische Muster (5)

Traditionelle japanische Muster (wagara) sind nicht einfach nur schön anzusehen, sie haben vor allem Bedeutungen. Welche das sind und welche meiner Bezugspapiere solche Botschaften tragen, das möchte ich in dieser Serie von Blogbeiträgen erforschen.

In Teil 5 geht es gleich um zwei etwas weniger bekannte Muster:

Ryuusui und Kumo

Chiyogami mit Darstellung von fließendem Wasser, goldenen Wolken und blühenden Pflaumenbäumen

Ryuusui, das die Wirbel fließenden Wassers darstellt, ist eines der ältesten Muster in Japan, das sich bereits auf Bronzeglocken aus der Yayoi-Zeit findet (ca. 3. Jahrhundert v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.). Ab dem Mittelalter taucht es auf Rollbildern und auch auf Kleidungsstücken auf. In der Edo-Zeit (1603 bis 1868) wurde es oft benutzt, um auf Textilien mit anderen Motiven zusammen stilisierte Landschaften zu bilden. Später hat man auf diese Weise auch reale Landschaften oder Szenen aus Gedichten und Geschichten nachgebildet (Quelle). In meinem Detailausschnitt oben und in der größeren Ansicht unten sehen wir das fließende Wasser zusammen mit blühenden Pflaumenbäumen (die Ume aus der letzten Folge) und goldenen Wolken.
Die Wolken, auf Japanisch 'Kumo', sind neben dem Wasser das am häufigsten in ganz Asien verwendete Design. Wie viele andere Motive auch, haben die Japaner es zuerst aus China übernommen. Neben den Wolken als Teil eines Landschaftsmusters gibt es auch Variationen, die nur aus Wolkenformen bestehen, sowie Wolken kombiniert mit glücksbringenden Motiven (Quelle). Vielleicht sind Wolkenmotive deshalb so beliebt, weil Wolken von den Bergen aufsteigen – und auf den Bergen wohnen in Japan die Shinto-Götter (Quelle). Auch die Flüsse, Grundlage allen Lebens, kommen laut asiatischer Folkore aus den Bergen (Quelle).
Neben der Assoziation mit den Göttern kann Ryuusui zudem auch Kontinuität und die Zukunft symbolisieren, während Kumo für die Hoffnung und den Wandel steht (Quelle).

Innenansicht des Etuis 'Goldener Fluss' mit Darstellung von fließendem Wasser, goldenen Wolken und blühenden Pflaumenbäumen

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22/03/2021

Sonnig Frohe Ostern!

Fünf als Osterhexen bemalte Holzfiguren mit Kopftuch stehen um ein brennendes Teelicht unter einem mit Ostereiern dekorierten Zweig

Eine Gruppe fröhlicher, skandinavischer Osterhexen wärmt sich am Feuer und macht sich bereit für ihren großen Auftritt, beobachtet vom Osterhasen (finden Sie ihn?). Alle wünschen Ihnen ein frohes und hoffentlich sonniges Osterfest. Und falls es statt Sonne Aprilwetter gibt, dann eben fröhliche und gemütliche Ostertage drinnen im Warmen.

Damit geht mein Blog in die Osterpause. Weiter geht es hier am 19. April 2021.

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08/03/2021

Post vom Bergwaldprojekt

Eine Postkarte vom Bergwaldprojekt mit handschriftlichem Dank für die Spende
Die Vorderseite der Postarte vom Bergwaldprojekt zeigt eine Holzkiste mit Pflanzen im Wald

Auch 2020 habe ich 10% meiner Einnahmen an das Bergwaldprojekt gespendet. Mein herzlicher Dank geht an alle, die letztes Jahr etwas bei mir gekauft haben und dadurch erst diese wertvolle Unterstützung eines wichtigen Projekts möglich gemacht haben!

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22/02/2021

Seegraskistengalerie: Cornelia Kurtz

 

Linolschnitt einer Katze, die einen Radschlag ausführt, daneben das Wort 'einerseits', darüber das Wort 'andererseits'
Kunstpostkarte mit vier horizontalen Farbstreifen in Goldbraun, Grün, Rotbraun und Hellrot, auf dem grünen Streifen das Wort 'zuversichtlich'

Die Museen sind geschlossen und werden möglicherweise auch noch eine Weile geschlossen bleiben. Wer von den vielen neuen digitalen und virtuellen Angeboten schon ganz viereckige Augen hat, freut sich jetzt, Kunst im eigenen Haus zu haben. Fehlt dazu das nötige 'Kleingeld', so tun es auch Poster oder Kunstpostkarten.

Zurzeit zeigt meine private Galerie an der Seegraskiste neben der Werkbank (kurz: Seegraskistengalerie) eine Ausstellung dreier Werke der zeitgenössischen Künstlerin, Illustratorin und Buchbinder-Kollegin Cornelia Kurtz.
'Zuversichtlich' ist eine in diesen ungewissen Zeiten höchst relevante Botschaft, wobei besonders die Strahlkraft und Lebendigkeit der Farbflächen erfreut.
'Einerseits Andererseits' erinnert daran, regelmäßig um die Ecke zu denken und Probleme aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich bin ziemlich sicher, dass auch die Werkstattkatze bei der Jagd auf Papierbällchen ab und zu ein Rad schlägt, aber das geht meist schneller als ich gucken kann.
Bei 'NÖ' schließlich sorgt diese wundervoll mürrisch dreinblickenden Bulldogge für Heiterkeit. Ein schöner Hinweis, bei Gelegenheit auch einmal 'Nein' sagen zu dürfen.

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08/02/2021

Neues von meiner Werkbank: Bleistiftschachteln

Ansichten der neuen Bleistiftschachteln

Die neue Bleistiftschachtel hatte schon ihren ersten Auftritt im letztjährigen Weihnachtsmarkt, wurde aber noch nicht vorgestellt. Das möchte ich jetzt nachholen.

Während die Stiftebox auf der traditionellen japanischen hako chitsu Bücherschachtel basiert, ist die Bleistiftschachtel ein traditionelles europäisches Modell. Es ist eine Schachtel mit Stülpdeckel, der bis zum Boden reicht. Solche Schachteln sind oft schwierig zu öffnen, da man das Unterteil nicht gut fassen kann. Aus diesem Grund sitzt das Unterteil meiner Bleistiftschachtel auf einer Art Plattform, die man beim Öffnen festhalten kann, während man den Deckel anhebt. Auch das Bezugspapier der Bleistiftschachtel ist europäisch: Das Unterteil inklusive der Plattform ist mit strapazierfähigem Efalin feinleinen bezogen und gefüttert, der Deckel mit Carta Fiorentina. Eine lose Einlage aus Moosgummi im Unterteil schützt vor Kratzern und sorgt dafür, dass der Schachtelinhalt beim Transport weniger klappert. Apropos Schachtelinhalt: Hier passt alles hinein, was trocken ist und kürzer als 22 cm, nicht breiter als 6,5 cm und nicht höher als 2,9 cm. Unter anderem Bleistifte, aber nicht nur.

Das ist sie also, die neue Bleistiftschachtel. Ab jetzt zu finden in der Galerie der Schachteln.

und Lesezeichen

Ansichten der Lesezeichen

Auch die Lesezeichen hatten schon ihren Auftritt im Weihnachtsmarkt und sollen hier nochmals kurz vorgestellt werden.

Für die Lesezeichen wird ein Kern aus säurefreiem Bristol-Karton mit Chiyogami oder einem anderen Bezugspapier bezogen. Aktuell gibt es Modelle mit dem in Florenz hergestellten säurefreien Carta Fiorentina, einem bedruckten Ingres-Papier und einem Faserseidenpapier mit erhabenen Goldpunkten. So wird das Lesezeichen flexibel und nicht zu dick, denn es soll ja gut zwischen die Buchseiten passen. Eine farblich harmonierende Quaste dazu entsteht aus Baumwoll-Sticktwist und wird mit metallisiertem Stickgarn in Gold abgebunden.
Da Lesezeichen und Bücher zusammengehören, finden Sie die Lesezeichen in der Galerie der Bücher.

P.S.: Wenn Sie aus Koblenz und Umgebung kommen, ist das alles dank Click and Collect sogar noch rechtzeitig zum Valentinstag bei Ihnen. Und wann der ist, wissen Sie sicher schon längst!

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25/01/2021

Pflaumenblüten-Sale

Winterliche Aussicht von der Werkbank mit Schneefall

Zur Feier der japanischen Pflaumenblüte, die ungefähr jetzt beginnt, also noch mitten im Winter, gibt es
25% Preisnachlass auf alle Artikel mit dem Muster 'Pflaumenblüte' oder 'Ume',
solange der Vorrat reicht.

Wenn Sie wissen wollen, was an der Pflaumenblüte so Besonderes ist, empfehle ich meinen heutigen Blogbeitrag zum Thema japanische Muster.

Japanische Muster (4)

Traditionelle japanische Muster (wagara) sind nicht einfach nur schön anzusehen, sie haben vor allem Bedeutungen. Welche das sind und welche meiner Bezugspapiere solche Botschaften tragen, das möchte ich in dieser Serie von Blogbeiträgen erforschen.

In Teil 4 geht es um ein Blumenmuster, das aber gar keine Blumen darstellt, sondern die Blüten eines Baumes: die Pflaumenblüte, auf Japanisch

Ume

Das Chiyogami-Muster 'Ume'
Zweimal Pflaumenblüte: Einmal im Detail ('Ume')
Das Chiyogami-Muster 'Pflaumenblüte'
und einmal als Gesamtansicht am blühenden Baum ('Pflaumenblüte').

Mitten im Winter, von Januar bis Ende Februar, blüht Prunus mume, die japanische Pflaume. Dieses eher untypische Blühverhalten hat der japanischen Pflaume seit dem Altertum eine enorme kulturelle Bedeutung beschert, die wie so Vieles in der japanischen Kultur aus China übernommen wurde. Da die Pflaumenblüte so erfolgreich dem Winter trotzt, symbolisiert sie Willensstärke, Durchhaltevermögen und das Überwinden von Schwierigkeiten. Dazu gilt sie auch noch als Glücksbringer. Heutzutage (eigentlich schon seit der Heian-Zeit (794–1185)) wird die Pflaumenblüte allerdings überstrahlt von der noch größeren Begeisterung der Japaner für die zarte und kurzlebige Kirschblüte (sakura).)

Wo es ausgeprägte Jahreszeiten gibt, sind immergrüne Pflanzen und Winterblüher den Menschen schon immer aufgefallen. So auch in China, wo die Pflaumenblüte zusammen mit Kiefer und Bambus zum Motiv der 'Drei Freunde des Winters' zusammengefasst wurde. Dieses Motiv symbolisiert Standhaftigkeit, Ausdauer und Belastbarkeit, was als das Ideal des Gelehrten galt. Auch diese Vorstellung wurde von den Japanern übernommen. Zum einen gibt es die Sage, laut der ein Ume-Baum aus der damaligen japanischen Hauptstadt Kyoto in eine Provinzstadt an der Südspitze Japans geflogen ist, um in der Nähe eines berühmten Gelehrten zu sein, der dort im Exil lebte. Dieser Gelehrte hatte zuvor in einem Gedicht beklagt, wie sehr er eben diesen Baum vermisse. Zum anderen sagt man in Japan, dass die Ume-Bäume dort besonders prächtig blühen, wo fleißige Studenten und Gelehrte wohnen (Quelle). Dazu blühen die Bäume noch zu einer Zeit, in der in Japan die Examensergebnisse bekanntgegeben werden. Kann man sich einen besseren Prüfungs-Glücksbringer vorstellen?
Doch auch nach der Zeit der Examen ist Ume ein Glücksbringer: Die Pflaume schützt vor dem Bösen, das laut japanischer Vorstellung aus dem Nordosten kommt. Und so findet man in japanischen Gärten die Ume-Bäume traditionellerweise in der nordöstlichen Ecke. Auch das Essen der Früchte soll Unglück abwehren. Ob das wohl auch für das Verwenden von Gegenständen mit Pflaumenblüten-Muster gilt?

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11/01/2021

Was bedeutet 'Atelier Gry me fecit'?

Schild mit der Aufschrift 'Atelier Gry me fecit' an einem Etui

Mit wenigen Ausnahmen tragen alle meine Werke an einer eher unauffälligen Stelle dieses kleine Schild. Es ist eine Urheberangabe, damit meine Werke nicht anonym in die Welt gehen wie ein Massenprodukt, sondern auf ihre Herkunft verweisen. Auf Gemälden findet man das auch: In einer Ecke oder auch gut versteckt im Bild steht der Name des Künstlers, oft mit Jahreszahl und einem lateinischen Zusatz wie pinxit ("hat es gemalt"), invenit ("hat es erfunden/entworfen") oder auch fecit ("hat es gemacht").

Zu den berühmtesten Urheberangaben im handwerklichen Bereich gehört 'Me fecit Solingen'. Das stand seit dem späten Mittelalter auf Klingen (Schwertern, Degen, usw.), die in Solingen im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) hergestellt worden waren, ein lateinisches 'Made in Solingen' also. Das war ein wichtiger Hinweis, denn Solinger Klingen waren von hoher Qualität und genossen in ganz Mitteleuropa einen sehr guten Ruf. Man kann sich vorstellen, wie lebenswichtig es damals war, sich auf seine Waffen verlassen zu können. Schnell stumpf werdende Schwerter oder sich mitten im Kampf verabschiedende Klingen waren weit mehr als nur ein lästiges Übel. Auch heute noch kommen Schneidwaren höchster Güte aus Solingen. Nur sind es mittlerweile Messer und Bestecke und es steht meist nur noch die geschützte Herkunftsangabe 'Solingen' auf der Klinge.

Das lateinische 'Me fecit Solingen' bedeutet wörtlich: "Mich hat Solingen gemacht". Hier spricht also das Werkstück selber. Mir hat es besonders gefallen, dass meine Werke zusätzlich zur Urheberangabe auch noch eine eigene Stimme bekommen können und deshalb steht da: "Atelier Gry me fecit" - "Atelier Gry hat mich gemacht".

Mehr über Solinger Klingen erfahren Sie im Deutschen Klingenmuseum und im Internetauftritt der Stadt Solingen. Dass die Herkunftsangabe auf einer Schwertklinge nicht eben unauffällig ausfiel, kann man auf dem verlinkten Foto sehen.

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