27/06/2022

Japanische Muster (7)

"Kraniche (und Schildkröten) für ein langes Leben, Bambus für Flexibilität, Pflaumenblüten und Kiefernzweige für Schönheit und Beständigkeit" – traditionelle japanische Muster (wagara) sind nicht einfach nur schön anzusehen, sie haben vor allem Bedeutungen. Welche das sind und welche meiner Bezugspapiere solche Botschaften tragen, das möchte ich in dieser Serie von Blogbeiträgen erforschen.

Heute in mittlerweise schon Teil 7 der Serie geht es um ein Muster, das auf ein Tier Bezug nimmt und gern von Kriegern getragen wurde (das Muster, nicht das Tier):

Kikkoumon

Auch Kikkō genannt. Ein geometrisches Muster aus aneinandergefügten Sechsecken, das aber nicht Bienenwaben darstellt, sondern einen Schildkrötenpanzer. Wie so vieles in der japanischen Kultur kommt auch dieses Muster ursprünglich aus China. Am Kaiserhof der Heian-Zeit (794-1185) schätzte man Kikkoumon sehr als ein vornehmes, würdevolles Muster. Die glückverheißende Assoziation mit der Schildkröte, von der man in Japan sagt, dass sie zehntausend Jahre lang lebt, interessierte besonders die ihrerseits gepanzerten kaiserlichen Wächter und Schwertträger. Auch bei den späteren Samurai waren Kimono und Rüstungen mit Kikkoumon gern gesehen. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Kikkoumon gibt es in vielen verschiedenen Variationen. Die Sechsecke können beispielsweise mit Blüten gefüllt werden. Hier sind es Kastanienblüten (hanabishi).

Quadratisches Origamipapier in Hellgrün mit dem Sechseckmuster 'Kikko Hanabishi'

Gerne wird Kikkoumon auch als Zutat für die beliebten Zusammenstellungen japanischer Muster verwendet, wie z.B. mit Seigaiha, Shippou und vielen rautenförmigen Hanabishi hier ...

Chiyogami mit einer Zusammenstellung verschiedener traditioneller japanischer Muster, u.a. Shippou, Seigaiha und Kikko, in Rot und Blau

... und auch im 'Potpourri' aus der aktuellen Musterkollektion ist Kikkoumon vertreten.

Chiyogami mit einer Zusammenstellung verschiedener traditioneller japanischer Muster, u.a. Seigaiha, Bambus und Kikko, in Rot, Grün, Gold und Schwarz

Größere Sechsecke bilden den Rahmen für ganze Landschaftsdarstellungen. Hier sind es stilisierte Pflanzen, Vögel und Wasserläufe mit Wolken voller Hanabishi darüber.

Chiyogami in Brauntönen, Goldgelb, Rot und Hellblau zeigt das Sechseckmuster 'Kikko' mit 'Hanabishi'-Wolken

Die kleine Schildkröte aus Kaurischnecken muss sich das mal genauer ansehen.

Kleine Schildkröte aus Kaurischnecken mit Wackelaugen und Brille auf Chiyogami in Brauntönen, Goldgelb, Rot und Hellblau mit Sechseckmuster 'Kikko' und 'Hanabishi'-Wolken

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13/06/2022

Nochmals die Staatspreis-Ausstellung

Dies ist die letzte Woche der Staatspreis-Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen und ich hoffe sehr, dass Sie vom Staatspreis nicht schon genug haben! Denn inzwischen habe ich eigene Fotos der Ausstellung, die ich zeigen kann – nun ja, nicht wirklich eigene. Thorsten Gieser war so freundlich, mit seiner Kamera Aufnahmen zu machen und mir die Fotos zur Verfügung zu stellen. Vielen Dank! (Wenn Sie sich nur ein Foto ansehen wollen, scrollen Sie bis ans Ende, denn das letzte ist besonders schön und atmosphärisch.)

Karin Lemler: Kontrafaktur (2021) in einer niedrigen, oben offenen Vitrine im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen
Hier liegt meine Kontrafaktur in der Vitrine.
Zwei niedrige, oben offene Vitrinen im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen vor einer buntkarierten Wand
In illustrer Nachbarschaft: Links von meiner Kontrafaktur die Gefäße der Bad Emser Keramikerin Youykung Sin und rechts das Objekt 'Will to Live' der Staatspreisträgerin Julia Saffer.
Linke Hälfte der Staatspreis-Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen
Die Ausstellung, nach Links schauend. Ganz hinten an der Wand die Gefäße der Staatspreisträgerin Dorothee Wenz, daneben das Hühnermobil der Tischlerei Sommer.
Rechte Hälfte der Staatspreis-Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen
Die Ausstellung, nach Rechts schauend. Hinten links hängen die Lampenschirme von Dick Lion von der Decke.
Hohe Glasvitrine neben Betonpfeiler im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen. Darin helle Porzellangefäße mit aufgemaltem Kiefernzweig in Grün, zusätzliche farbige Akzente durch grüne Striche und rote getröpfelte Linien. Darunter Schmuckstücke aus rosa Aventurin.
Hier sind noch mehr Gefäße von Sonja Sebes-Top. Neben der bereits gezeigten Vase gibt es noch eine hohe und eine niedrige Schale sowie drei Becher. Darunter die Schmuckstücke der Förderpreisträgerin Luisa Werner.
Quaderförmiges Gefäß aus Ahorn mit vier Innenfächern, mit Ummantelung aus Beton und Deckel aus Mooreiche
An dieser Detailaufnahme sieht man schön das Zusammenspiel von Ahorn, Beton und Mooreiche in einem Gefäß von Heinrich Andreas Schilling.
Vor dämmerungsblauem Hintergrund drei leuchtende Objekte auf Messingfüßen: Trian (dreieckig), Stele (hoch aufragend) und Lune-Croissant (halbmondförmig)
Wenn man lange genug still stehen bleibt, gehen in der Ausstellung die Lichter aus und dann gelingen solche Aufnahmen von den Leuchtobjekten von Helmut Frerick.

Alle Fotos: Thorsten Gieser, 2022.

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09/06/2022

Tag des Heiligen Columban 2022

Zum heutigen Tag des Heiligen Columban, Schutzpatron der Buchbinder, wünsche ich allen, die mit Buchbinden zu tun haben, viel Glück und gutes Gelingen bei ihren Projekten!

Gliederpuppe liegt auf einem aufgeschlagenen Buch wie auf einem Sofa, umgeben von Werkzeugen, kleinen Büchern und Origamimodellen

Das Buchbinderlein, stilecht in leimverschmierter Schürze, hat sein Zunftzeichen aufgestellt und macht es sich nun zur Feier des Tages auf dem Buchsofa bequem. Neben ihm seine geliebten Werkzeuge: ein (veganes) Teflon-Falzbein und ein japanisches Präzisionslineal.

Und was sind Zunftzeichen? Die stammen aus dem Mittelalter und sind bildliche Darstellungen eines Handwerks in Form eines Wappens, das meist typische Werkzeuge oder Produkte zeigt. Solche Zunftzeichen wurden früher ans Haus gehängt, damit auch Menschen, die nicht lesen konnten, gesehen haben, wer hier zu finden ist. Heutzutage hat man da eher ein Schaufenster, aber viele Handwerker verwenden sie trotzdem noch. Das offizielle Zunftzeichen der Buchbinder zeigt ein Buch in einer Presse unter drei gekreuzten Werkzeugen. Das sind ein Falzbein, ein Leimpinsel und eine Vergolderrolle, würde ich sagen. Das Buchbinderlein hat eine Abwandlung gebaut mit Skalpell, Falzbein und kleinem Leimpinsel, alles direkt auf einem Buch.

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