Was ist das?

Wissen Sie, was Chiyogami, Satogami oder Efalin ist? Oder wo sich bei einem Buch der Falz und das Kapital befinden? Wenn Sie auf meiner Website einmal auf solche unbekannten Begriffe stoßen, gibt es hier ein Glossar, getrennt nach Materialbezeichnungen und Fachbegriffen. Da das Ganze aber keine Doktorarbeit werden soll, sondern dem schnellen Nachschlagen dient, sind die Begriffe kurz für Laien verständlich erklärt. Wer es genauer wissen will, recherchiert weiter im Internet oder liest ein Fachbuch.

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ateliergry@gmail.com
Das Glossar wird bei Bedarf laufend ergänzt.

Material

Bristol-Karton
ist ein hochwertiger Zeichenkarton aus dem Künstlerbedarf. Er ist glatt, säurefrei, licht- und alterungsbeständig und tatsächlich benannt nach der gleichnamigen Stadt in Südengland. Ich verwende ihn als Innenleben für Lesezeichen und überall da, wo ich dünnen, biegsamen Karton brauche. Mit Bristol-Karton bin ich (und Sie) auch noch nach Jahren vor unliebsamen sauren Überraschungen in Form von Flecken oder Vergilbungen sicher.
Buchgewebe
ist ein Spezialgewebe zum Buchbinden. Ich verwende ein unbeschichtetes Viskosegewebe, das auf der Rückseite mit dünnem Papier verstärkt wurde. Dadurch lässt es sich gut verarbeiten und ermöglicht unter anderem die Ausarbeitung von Reliefs. Buchgewebe ist strapazierfähig und kommt überall dort zum Einsatz, wo Widerstandskraft gefragt ist.
Büttenpapier
(kurz: Bütten) hat erst einmal nichts mit den Briefblöcken mit zackig geschnittenem 'Büttenrand' zu tun. Echtes Büttenpapier wird entweder per Hand aus der Bütte (ein großer Bottich voll wässrigem Papierbrei) geschöpft oder maschinell auf einem Rundsieb hergestellt. In beiden Fällen entsteht an den Kanten des Blattes der echte Büttenrand, der unregelmäßig faserig-ausgefranst aussieht. Bütten sieht edel aus, fühlt sich gut an und ist durch die verwendeten hochwertigen Ausgangsstoffe sehr haltbar und alterungsbeständig. Also das Gegenteil von billigem Taschenbuchpapier. Damit wertvolle Schreibbücher lange gut aussehen, verwende ich das maschinell hergestellte MaySpies Echt Bütten und Hahnemühle Ingres Bütten (heißt so, weil es Bütten ist mit einer Rippung wie Ingres-Papier). Beides lässt sich mit allen gängigen Schreibgeräten wie Füller, Kugelschreiber, Gelstift oder Bleistift gut beschreiben.
Carta Varese bzw. Carta Fiorentina
ist ein gemustertes Papier, das in Florenz hergestellt wird. Es ist unbeschichtet und säurefrei. Das Muster wird heutzutage im Offsetverfahren in Einfarbmaschinen (d.h., jede Farbe einzeln) gedruckt, wodurch die Farben Tiefe erlangen und leuchten. Früher druckte man mit geschnitzten Holzblöcken. Carta Fiorentina ist zusätzlich noch mit Goldpigmenten verziert.
Chiyogami
ist ein wertvolles japanisches Kozu-Papier mit einem von Hand aufgebrachten Muster, das nur noch von wenigen Familien traditionell in Japan hergestellt wird. Kozu ist eine Maulbeerart, die Fasern zur Papierherstellung liefert. Zur Ernte werden ähnlich wie bei Weiden einzelne Zweige geschnitten, der Strauch wächst weiter. Beim Chiyogami wird auf ein maschinell hergestelltes Kozu-Papier jede Farbe des Musters separat von Hand per Siebdruck aufgetragen. Diese aufwändige Herstellung hat ihren Preis, aber es lohnt sich: Herrliche, von Kimonostoffen inspirierte Muster, brillante Farben und eine angenehm weiche und geschmeidige Oberfläche. Von den herausragenden Verarbeitungseigenschaften ganz zu schweigen. Für mich der Mercedes unter den Bezugspapieren!
DCP
(Hersteller: Clairefontaine) ist ein seidig glattes Papier. Ich verwende die augenfreundliche elfenbeinweiße Tönung für Notizbücher. Ursprünglich für den digitalen Farbdruck entwickelt, ist es auch ein sehr angenehmes Schreibpapier ähnlich wie das papier velouté desselben Herstellers, das Sie vielleicht noch von den Clairefontaine Schulheften kennen. Gut geeignet für Tinte, Kugelschreiber, Gelstift, Bleistift und ähnliches Schreibgerät.
Dune
(Hersteller: Clairefontaine) ist ein ausgezeichnetes, Werkdruck-ähnliches Schreibpapier in naturweißer Tönung, dessen Herstellung unter Berücksichtigung der neuesten Vorgaben zum Umweltschutz erfolgt. Werkdruckpapier kennen Sie von hochwertigen Büchern. Es ist glatt, griffig und glänzt nicht, deswegen lässt es sich lange darauf lesen (oder schreiben), ohne dass die Augen ermüden. Gut geeignet für Tinte, Kugelschreiber, Gelstift, Bleistift und ähnliches Schreibgerät.
Efalin feinleinen
ist ein sehr strapazierfähiges holzfreies, seidenmattes Papier mit Leinenprägung. Efalin hält einiges aus, weswegen es gern zum Beziehen von Schachteln verwendet wird. Mit seinem Gewicht von 120 g/m² und der schönen Struktur verwende ich es auch gern als Vorsatzpapier in Büchern.
Einbandgewebe
siehe Buchgewebe
Fabriano Accademia
ist ein reinweißes Zeichenpapier, das ich für Skizzenbücher verwende. Es hat alles, was man sich bei einem Zeichenpapier wünscht: Es ist FSC-zertifiziert, sehr radierfest mit leicht naturgekörnter Oberfläche, alterungsbeständig, pH-neutral und zu 100% chlor- und säurefrei. Gut geeignet für Bleistift, Kohle, Pastellkreide, Buntstift, Tinte und Tusche.
Ingres
ist ein geripptes farbiges Zeichenpapier mit 50% Baumwolle, säurefrei und mit guter Farbstabilität. Gedacht für Kohle- und Pastellkreidezeichnungen und benannt nach dem französischen Maler und Zeichner Jean-Auguste-Dominique Ingres. Der Baumwollanteil sorgt dafür, dass sich Ingres auch sehr gut als Vorsatzpapier eignet, wozu ich es verwende.
Katazome-shi
ist ein noch wertvolleres japanisches Papier als Chiyogami, denn hier ist auch das Kozu-Papier handgeschöpft, auf dem dann wiederum von Hand ein Muster mittels Schablonen aufgebracht wird. Wie Chiyogami wird es nur noch von wenigen Familien traditionell in Japan hergestellt. Katazome-shi hat das unverwechselbare Aussehen eines Handdruckes und die Farben leuchten intensiv aus der Tiefe der Papierfaser heraus.
Lokta-Papier
kommt aus Nepal und wird dort von Hand geschöpft. Auch als Daphne-Papier bekannt, da der Rohstoff zur Papierherstellung von der Pflanze Daphne Cannabina stammt. Zur Ernte werden ähnlich wie bei Weiden einzelne Zweige geschnitten, der Strauch wächst weiter und kann alle 3-4 Jahre neu beerntet werden. Lokta-Papier ist extrem lange haltbar und insektenabweisend, deshalb ist in Nepal seine Verwendung für offizielle Dokumente und Urkunden vorgeschrieben. Das Lokta-Papier, das ich verwende, ist säurefrei und fair gehandelt.
Mi-Teintes
ist ein Zeichenpapier für Pastellkreide mit zwei Oberflächen: eine Seite Wabenstruktur, eine Seite fein gekörnt. Es ist durchgefärbt, säurefrei, ideal alterungsbeständig und besteht zur Hälfte aus textilen Fasern. Dadurch ist Mi-Teintes besonders robust und bietet sich als dickeres Vorsatzpapier an, für Zetteltaschen und vieles mehr.
Satogami
ist ein farbiges Papier aus Japan mit etwa 10% Bambusfasern, die dem Papier eine zarte Maserung verleihen. Die unaufdringlichen Farben passen gut zu anderen japanischen Papieren, die Maserung lockert Flächen visuell auf und die Oberfläche ist leicht aber fühlbar samtig aufgeraut. Das macht Satogami zu einem idealen Futter- und Vorsatzpapier, wenn Chiyogami oder Katazome-shi verwendet wurde.

Fachbegriffe

Deckel
Die stabile Hülle, die ein Buch vorne und hinten umschließt; es gibt einen Vorderdeckel vorn und einen Rückendeckel hinten.
Deckenband
Ein Buch mit festem Einband (Hardcover); hat eine zusammengehängte Einbanddecke, d.h. vor dem Beziehen mit Gewebe oder Papier werden die Deckel und die Rückeneinlage mit säurefreiem Kraftpapier verbunden, um die Haltbarkeit des Einbands zu steigern. Die zusammengehängte Einbanddecke ist eine Besonderheit der Handbuchbinderei, die es bei industrieller Fertigung aus Kostengründen eher nicht gibt.
Dos-à-dos
(franz.: Rücken-an-Rücken) (auch Doppelbuch) Zwei Bücher zusammen eingebunden, so dass sie sich zu entgegengesetzten Seiten öffnen. Erfunden im frühen 17. Jahrhundert, als exzentrische englische Buchbinder anfingen, das Neue Testament und den Psalter so einzubinden, damit man nicht zwei einzelne Bücher in den Gottesdienst mitnehmen musste. Geeignet für alles, was zusammengehört, aber verschieden ist.
Edelpappband
Ein Bucheinband, der an der Ober- und Unterkante mit einem schmalen durchgängigen Gewebestreifen bezogen ist; der restliche Bezug besteht aus Papier. Heißt angeblich so, weil er edler aussieht als ein Pappband (ein nur mit Papier bezogenes Buch) und viel haltbarer ist.
Einbanddecke, zusammengehängte
Siehe Deckenband
Falz
Die Knickstelle, an der ein Papier gefaltet wurde. Da es an dieser Stelle gerne einreißen will, wird an Vorsatzpapieren und Umschlägen der Falz mit Gewebe verstärkt. Der Begriff 'Falz' kann sich auch beim Bucheinband auf das Gelenk zwischen Deckel und Rücken beziehen.
Fuß
Unten am Buch; wenn ein Buch im Regal steht, und nicht kopfsteht, steht es auf dem Fuß.
g/m²
Gramm pro Quadratmeter, eine Gewichtsangabe für Papier. Je höher die Zahl, desto dicker und stärker ist das Papier. Normales Druckerpapier hat 80g/m², Fotokarton für Alben und Leporellos 300g/m².
Ganzgewebeband
Der ganze Bucheinband ist mit Buchgewebe oder Stoff bezogen.
Hako chitsu
Die japanische Bezeichnung für eine offene Schachtel mit Wickelhülle, die zur Aufbewahrung von mehreren kleineren Büchern (zu einem Thema) verwendet wird. Da traditionelle japanische Bücher keinen besonders robusten Einband haben, werden sie zum Schutz in einer Hülle aus fester Pappe aufbewahrt, die man dank Gelenken um das Buch herumwickeln kann. Hako chitsu ist dabei nur eine von fünf üblichen Formen. Diese Art der Schachtel ist sehr vielseitig und nicht nur für Bücher zu gebrauchen.
Halbgewebeband
Der Bucheinband ist mit Gewebe und Papier bezogen. Das Gewebe befindet sich dabei an stark strapazierten Stellen wie Rücken, Ecken oder Kanten.
Heftung
Die Lagen oder Seiten eines Buches werden mit Leinenfaden am Rücken geheftet (zusammengenäht). Handheftung bedeutet, dass per Hand genäht wurde. Fadenheftung bedeutet, dass zum Heften ein Faden benutzt wurde (also weder Klammern aus Metall noch Klebstoff). Meine einlagigen Bücher haben eine 5-Stich-Fadenheftung, d.h. dass beim Heften der Lage diese an fünf Stellen im Falz durchstochen wird. Das ist stabiler als eine Heftung mit weniger Stichen. Meine mehrlagigen Bücher haben eine Heftung auf Bänder, eine der stabilsten Heftungen für mehrlagige Bücher. Der Faden wird beim Heften der Lagen um die Bänder herumgeführt, so dass die Bänder die Lagen zusätzlich zusammenhalten und sie sicher mit dem Einband verbinden.
Kapital
Ein kleines farbiges Bändchen, das oben und unten am Hardcover-Buch zwischen Rücken und Buchseiten sitzt. Heutzutage fehlt es oft oder besteht aus einem angeklebten Band, das sich für gewöhnlich nach ein paar Jahren ausfranst, ablöst oder wellig wird. Ein handumstochenes Kapital ist nicht angeklebt, sondern wurde auf dem Buch mit (normalerweise) Seidenfäden um einen Kern gewickelt und mit den Lagen vernäht. So hält es einige hundert Jahre. Ein beliebtes Muster sind Streifen in zwei Farben mit einer zweifarbigen Kette darunter.
Kaschieren
bedeutet Aufkleben von Papier auf Karton oder Pappe, oder Aufeinanderkleben von zwei Papieren. Bei Buchbindern klappt das allermeistens auch ohne Blasen- und Faltenbildung! :-)
Kopf
Oben am Buch; wenn ein Buch längere Zeit richtig herum im Regal steht, liegt der Staub auf dem Kopf (genauer gesagt, auf dem Kopfschnitt, wie die Oberkante der Buchseiten heißt).
Lage
Eine Anzahl von Papierblättern für die Buchseiten, die in der Mitte gefaltet und als Einheit geheftet wird. Es gibt einlagige Bücher/Hefte (eher dünn, alle Blätter zusammen gefaltet und geheftet) und mehrlagige Bücher (eher dick, jeweils meistens vier Blätter zusammen gefaltet und geheftet).
Leporellofalzung
Eine Zickzack- oder Ziehharmonikafaltung. Benannt nach Don Giovannis Diener Leporello, der in der Mozart-Oper für seinen Herrn ein Verzeichnis mit dessen Liebschaften führt. Dieses eindrucksvoll umfangreiche Dokument (es umfasst 640 Liebschaften in Italien, 231 in Deutschland, 100 in Frankreich, 91 in der Türkei und 1003 in Spanien!) hat er zickzackförmig zusammengefaltet, vermutlich damit es überhaupt in eine Tasche passt.
Pappband
Der ganze Bucheinband ist mit Papier bezogen. Das ist nicht so haltbar, da sich das Papier besonders an den Ecken gerne durchscheuert. Es kann aber, je nach verwendetem Papier, sehr attraktiv aussehen.
Relief
Eine sich plastisch vom Untergrund abhebende Verzierung; sie tritt aus dem Untergrund hervor.
Retchoso
Die japanische Version eines mehrlagigen Buches mit einer Heftung am Rücken. Retchoso können vollkommen flach aufgeschlagen werden, im Gegensatz zu den blockgehefteten japanischen bzw. chinesischen Bindungen (da läuft der Heftfaden nahe am Rücken immer quer durch das ganze Buch). Retchoso haben einen offenen Buchrücken, das heißt, es gibt einen Deckel vorn und hinten, der Rücken ist aber unbedeckt. Da der Heftfaden aber im Rücken verschwindet und dort relativ geschützt ist, sind Retchoso weniger anfällig für Abnutzung. Das macht sie zu idealen Skizzen- und Schreibbüchern, die sich bequem füllen und lesen lassen.
Rücken
Der Buchrücken liegt zwischen den Deckeln; die Lagen eines Buches sind am Rücken geheftet. Bei Büchern mit offenem Buchrücken kann man diese Heftung meist auch sehen, da es nur die Deckel vorn und hinten gibt. Sichtbare Rückenheftungen werden gern mit dekorativen Stichen ausgeführt.
Seite
Buchseiten; Seite 1 ist auf der Vorderseite und Seite 2 auf der Rückseite des ersten Blattes.
Sempuyo
Eine frühe japanische Buchform, bei der im Grunde genommen die lange Papierbahn einer Schriftrolle zickzackförmig gefaltet und mit einem Einband versehen wurde. Die Seiten bestehen also aus einer langen Papierharmonika, die fest mit dem Einband verbunden ist, sich aber herausziehen lässt, da es keine Verbindung zum Buchrücken gibt. Neben dem unbestreitbaren Showeffekt ist dies auch nützlich, da es sich auf den herausgezogenen Seiten leichter schreiben und zeichnen lässt.
Vorderschnitt
Vorne am Buch, wo die Vorderkante der Seiten zu sehen ist.
Vorsatz
Das Papier, das man als erstes sieht, wenn man ein Buch aufschlägt. Das Vorsatzpapier verbindet die Seiten eines Buches mit dem Bucheinband. Der Teil, der am Deckel klebt, heißt Spiegel, der lose Teil ist das fliegende Blatt. Im Falz – der Knickstelle, an der das Papier gefaltet wurde – verstärkt, da an dieser Stelle die Gefahr des Einreißens am größten ist.