25/07/2022

Origami-Sommer

Bei uns in Rheinland-Pfalz ist heute der erste Tag der Sommerferien. In der nächsten Woche beginnt auch mein ersehnter Sommerurlaub. Wer einen möglicherweise ungeliebten Bürojob hat, kann es vielleicht nicht verstehen, aber auch eine Arbeit, die Freude bereitet (und nicht im Büro stattfindet), kann auf die Dauer anstrengend sein und nach Erholung verlangen.

Da aber der Schaffensdrang auch im Urlaub anhält, werde ich nicht die ganze Zeit mit der Werkstattkatze im Liegestuhl unterm Sonnenschirm auf dem Balkon lesen. Denn wir haben auch einen Tisch auf dem Balkon – und da kann man Papier falten! An verregneten Wochenenden und Feiertagen habe ich schon einmal ein paar Dinge in Schmierpapier ausprobiert, und das sieht so aus:

Verschiedene Origami-Modelle aus weißem, einseitig bedrucktem Papier, das recycelt wird

Falls Sie auch Lust aufs Papierfalten haben, oder in den Ferien große oder kleine Kinder zu beschäftigen haben, kommen hier die Links zu den Anleitungen, die ich benutzt habe. Heutzutage findet man so gut wie alles auf YouTube, und der Rest wird in Blogs erklärt. ;-)

1 Fröbelsterne
Kann man auch im Sommer machen: Drei flache Fröbelsterne in verschiedenen Größen. Bei dem untersten habe ich die Zacken einmal in die andere Richtung gefaltet, so dass ein Quadrat entstanden ist. Anleitungen gibt es bei der unglaublich stilsicheren und begabten Nadia Bitter Stoll auf Deschdanja.ch.

2 Fröbelfisch
Wo wir schon bei Friedrich Fröbel sind: Da gibt es noch viel mehr als nur Sterne. Zum Beispiel dieser geflochtene Fisch. Mit mehreren Artgenossen unterschiedlicher Größe kann er ein Mobile bilden oder auf einen Metall-Schaschlikspieß* gesetzt Blumentöpfe dekorieren. Auch diese Anleitung gibt es bei Nadia Bitter Stoll auf Deschdanja.ch.
* Spieße aus Metall sind sicherer für Pflanzen, weil Metall nicht faulen kann.

3 Origami-Box
zum Aufklappen mit Innenfach aus einem Blatt der Größe DIN A4: Dies ist eine japanische Video-Anleitung von Sweet Paper, der man aber problemlos folgen kann. Die Box braucht am Ende einen separaten Verschluss – da gibt es vielleicht noch ein zweckmäßigeres Modell. Hier geht es zum Video.

4 Origami-Box
mit zwei Klappen: Auch dies ist eine Video-Anleitung von Sweet Paper, diesmal mit englischen Untertiteln. Meine Schmierpapier-Version ist aus einem 21 x 21 cm großen Quadrat und bleibt zu, wenn man sie schließt. Hier geht es zur Anleitung.

5 Modulare Origami-Schachteln
von Tomoko Fuse: Die japanische Origami-Künstlerin Tomoko Fuse hat sich auf modulares Origami spezialisiert (= Modelle aus mehreren gleichen Bausteinen, die ineinander gesteckt werden und ohne Klebstoff halten), besonders Schachteln. Hier sind vier Variationen eines viergeteilten Deckels, jede mit dem gleichen Unterteil. Hier sind die Video-Anleitungen der Variation 1, Variation 2 und Variation 3 von OrigamiSmile (bei der man auch sehen kann, dass das Falten nicht immer so glatt läuft). Variation 4 gibt es bei Senbazuru Origami, einem französischsprachigen YouTube-Kanal mit vielen Origami-Spielsachen wie sprechenden Fröschen und flügelschlagenden Kranichen. Spätestens hier werden Sie merken, dass ein Nachfalten möglich ist, egal welche Sprache die Vorführenden sprechen.

6 Modulare Origami-Kacheln
auf der Basis der Fröbelgrundform: Zum Schluss sind wir wieder bei Friedrich Fröbel angelangt. Aus der Fröbelgrundform, Papierfaltern auch als die Windmühlenform bekannt, lassen sich viele verschiedene Ornamente falten, die dann zu Kacheln oder Quilts zusammengesteckt werden können (diesmal mit Klebstoff). Meine Anleitung ist aus einem Buch und kann aus Urheberrechtsgründen hier nicht vorgestellt werden, aber Mariela Recinos zeigt auf ihrem farbenfrohen YouTube-Kanal 'Origami Maniacs' in diesem Video das Prinzip, und in weiteren Videos 24 Variationen von Ornamenten auf der Basis der Fröbelgrundform. Das sollte doch für viele Stunden fröhlichen Faltens ausreichen.

Dieser Blog macht jetzt Sommerpause. Weiter geht es hier am 24. August mit den Ergebnissen meines Origami-Sommers.

Ich freue mich über Kommentare an
ateliergry@gmail.com.

11/07/2022

Seegraskistengalerie: Victor Vasarely

 

Meine private Galerie an der Seegraskiste neben der Werkbank (kurz: Seegraskistengalerie) zeigt wieder eine neue Ausstellung. Sie erinnern sich vielleicht noch an die erste und zweite Ausstellung während der Corona-Pandemie. Nun, die Pandemie geht trotz des warmen Wetters munter weiter und warum soll es da nicht auch eine neue Ausstellung geben?

Seegraskiste mit drei Kunstpostkarten, die mit kleinen hölzernen Wäscheklammern befestigt sind. Die drei Postkarten zeigen Werke Victor Vasarelys. Im Uhrzeigersinn von oben: 'Vega 200' (1968), 'Collage vert' (1990) und 'Boglar' (1966).

Diesmal gibt es drei Werke des französisch-ungarischen Malers und Grafikers Victor Vasarely (1906-1997). Am bekanntesten ist er sicherlich für seine Op Art, insbesondere die monumentale 'Vega'-Serie, wo sich die Darstellungen dem Betrachter entgegenzuwölben scheinen. Hier sehen Sie die im Original 2 x 2 Meter große Vega 200 von 1968.

Victor Vasarely: Vega 200 (1968)

Heutzutage kann man solche Grafiken leicht am Computer erstellen. Hier ist beispielsweise meine Version, die mit Photoshop Elements unter Zuhilfenahme von null malerischem Talent entstanden ist.

Eigenes Werk von Atelier Gry im Stil einer 'Vega' von Victor Vasarely

Im Internet finden Sie eine englischsprachige Anleitung, wie man so etwas macht. Wenn Sie beide Bilder vergleichen, sehen Sie aber sofort die Schwächen der Computerversion: Die Kreise blähen sich nicht richtig auf, wodurch das Bild weniger plastisch wirkt. Es gibt auch nur zwei gleichbleibende Farben und einen Farbverlauf, wodurch das Bild ebenfalls weniger plastisch wirkt. Vasarely hat für seine Vega natürlich keinen Computer benutzt, sondern alles von Hand mit Acrylfarbe auf Leinwand gemalt. Übrigens hatte der Künstler nichts dagegen, wenn sich die Menschen ihre eigenen Vasarelys schufen. 1969 brachte er zu diesem Zweck eine Art Baukasten heraus. Aus farbigen Plättchen in geometrischen Formen und quadratischen Grundflächen konnte man sich sein eigenes Wandbild zusammenstellen.

Victor Vasarely: Boglar (1966) in hellem Ocker mit Grau- und Lila-Tönen

Vasarely hat aber nicht nur gemalt, sondern auch mit farbigem Papier gearbeitet. Hier ist ein Werk von 1966 aus seiner 'Boglar'-Serie. Mit Gouachefarben bemaltes Papier wurde dazu ausgeschnitten und auf eine ca. 2,5 x 2,5 m große Sperrholzplatte geklebt. In seinem kleinen (ca. 25 x 25 cm) Spätwerk Collage vert von 1990 verwendet er ebenfalls farbiges Papier, diesmal auf Papier geklebt.

Victor Vasarely: Collage vert (1990)

Wenn Sie mehr über Victor Vasarely wissen wollen, so gibt es im Netz ein gut gemachtes, sehr kurzweiliges sogenanntes Digitorial des Frankfurter Städel Museum, das aus Anlass ihrer großen Vasarely-Ausstellung 2018 herausgekommen ist.

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