27/03/2023

Aber er ist noch nicht da, der Frühling

Grüne Wiese mit blauen Traubenhyazinthen, darüber ein Baum mit frischem Blattaustrieb und bunten Ostereiern

Heute Nacht gehen die Temperaturen noch einmal unter den Gefrierpunkt und zur Zeit graupelt es gerade wieder, aber er wird kommen! Die Frühjahrsblüher sind schon draußen und unter dem Atelierfenster blühen ein paar Osterglocken.

Ich wünsche allen, die dies lesen, eine schöne Osterzeit! Am Ostermontag habe ich frei und es gibt keinen neuen Beitrag, dafür geht es am 17. April hier weiter mit den Kranichen des April. Womit sie sich wohl diesmal schmücken?

Ich freue mich über Kommentare an ateliergry@gmail.com.

13/03/2023

Die Kraniche des März

Nachdem im Februar die Kraniche mit Pflaumenblüten geschmückt waren, sind nun im März endlich die berühmten Kirschblüten, japanisch: sakura, an der Reihe.

Vier Origami-Kraniche mit Hanafuda-Muster für den Monat März, mit einem blühenden Zweig der Gattung <i>Prunus</i>
Der Frühling macht sich hier auf dem Land in diesem Jahr noch rar. Ich habe in der Hecke eine andere Art der Gattung Prunus gefunden, denn unser Süßkirschbaum blüht noch nicht. Er hätte auch keine Ähnlichkeit mit den japanischen Kirschbäumen, bei denen es sich meist um Zierkirschen handelt, die herrlich blühen (aber kleine, bittere Früchte haben).
Origami-Kranich mit Hanafuda-Muster für den Monat März: <i>Sakura</i> und violett-rot-schwarz gestreifter Vorhang
Neben den zwei Kranichen mit einfachem Kirschblütenmuster
gibt es einen Kranich mit Kirschblüten und Vorhang ...
Origami-Kranich mit Hanafuda-Muster für den Monat März: <i>Sakura</i> und roter <i>tanzaku</i>
... sowie einen mit Kirschblüten und rotem Papierstreifen. Auf dem Streifen steht diesmal mi-Yoshino, was auf die Heimat der heute bekanntesten Japanischen Zierkirsche verweist, der Prunus × yedoensis oder Yoshino-Kirsche.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass den Japanern die Kirschblüten außerordentlich viel bedeuten. Im Frühling sitzen Menschenmassen unter den blühenden Bäumen, picknicken und trinken Sake, dessen Alkoholgehalt sicherlich zur heiteren Stimmung beiträgt. Das Betrachten der Kirschblüten hat eine sehr lange Tradition in Japan. Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts bewunderte man am Kaiserhof die Kirschblüte, was vom Adel übernommen wurde und sich ausbreitete, bis im 17. Jahrhundert alle Gesellschaftsschichten unter den Bäumen saßen.

Woher kommt diese Begeisterung? Zum einen sehen die blühenden Bäume natürlich prächtig aus und locken zusammen mit den milden Frühlingstemperaturen die Menschen nach Draußen. Hierzulande werden Gegenden mit blühenden Obstbäumen ja auch von Menschen überrannt. Zum anderen ist die Kirschblüte schnell vorbei. Kaum richtig aufgeblüht, fallen die Blüten schon wieder vom Baum. Buddhistisch geprägte Menschen sehen darin ein anschauliches Beispiel für die Vergänglichkeit allen Seins. Solange etwas Bestand hat, sollte man es genießen, aber auch akzeptieren, dass es enden wird.

Die Samurai, für die jeder Tag ein guter Tag zum Sterben war, haben sich mit den Kirschblüten identifiziert, konnten sie ja auch jederzeit aus dem blühenden Leben gerissen werden. Leider wurde dieser für die Samurai sicher tröstliche Gedanke im Zweiten Weltkrieg dazu missbraucht, Kriegseinsätze schönzureden. Man verglich die jungen Männer, die bei Kamikaze-Flügen ihr Leben ließen, mit fallenden Kirschblüten und suggerierte der Bevölkerung, dass die Seelen der Piloten als Kirschblüten wiedergeboren würden (Quelle). Auf Japan Experience kann man neben herrlich blühenden Bäumen auch die mit Sakura bemalten Bomber sehen. Wozu die unschuldigen Kirschblüten alles herhalten mussten!

Wenn Sie der Anblick der kirschblütengeschmückten Kraniche nun schaudern lässt, kann ich hinzufügen, dass der Origami-Kranich auch ein Friedenssymbol ist. Erinnern Sie sich daran, dass die Götter einem einen Wunsch erfüllen, wenn man tausend Kraniche faltet? Das hat die junge Sadako Sasaki aus Hiroshima auch versucht, als sie an Leukämie erkrankte, hervorgerufen durch den amerikanischen Atombombenabwurf. Laut ihrem Bruder hatte sie vor ihrem Tod mit zwölf Jahren weit über tausend Kraniche gefaltet, aber ihr Wunsch nach einer Welt ohne Atomwaffen hat sich leider immer noch nicht erfüllt. Dafür steht eine Statue von ihr mit einem großen Origami-Kranich im Hiroshima Peace Memorial Park, umgeben von unzähligen Papierkranichen, gefaltet von Kindern aus aller Welt, die sich – auch leider bisher vergeblich – Frieden wünschen.

Ich freue mich über Kommentare an ateliergry@gmail.com.