07/09/2020

Japanische Muster (2)

Traditionelle japanische Muster (wagara) sind nicht einfach nur schön anzusehen, sie haben vor allem Bedeutungen. Welche das sind und welche der Papiere, mit denen ich meine Bücher und Schachteln beziehe, solche Botschaften tragen, das möchte ich in dieser Serie von Blogbeiträgen erforschen.

Teil 2 widmet sich dem vielseitigen Wellenmuster, das Sie bestimmt schon einmal gesehen haben:

Seigaiha

Das japanische Muster Seigaiha

Seigaiha ist ein Wellenmuster aus konzentrischen Kreisen, die dachziegelartig übereinander angeordnet sind. Ursprünglich stammt es aus Persien und ist dann auf der Seidenstraße nach Osten gewandert. Im alten China wurde so das Meer auf Landkarten dargestellt. In Japan scheint das Muster schon sehr früh auf Kleidungsstoffen verwendet worden zu sein. Eine tönerne Grabfigur (haniwa) aus dem 5. bis 6. Jahrhundert, die ein Mädchen darstellt, trägt bereits ein Seigaiha-Muster. Später erscheint das Muster auch auf Keramik und Lackarbeiten. Da es sehr leicht aus entsprechend geformten Ziegeln gestaltet werden kann, wurde es zur Dekoration von Tempeln, Toren und Saalbauten genutzt. Man kann es sogar mit einem Besen in den Sand eines Trockengartens zeichnen. (Quelle) (Quelle)

Seigaiha bedeutet wörtlich soviel wie 'blaue Meereswellen'. Es ist ein kraftvolles und dennoch ruhiges, harmonisches Muster. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn es als glücksbringendes Symbol für Ruhe, Frieden und langanhaltende Freude gilt: Das Leben soll so wie ein ruhiges Meer friedlich vor sich hin plätschern. Wem das zu langweilig scheint, kann in Gedanken ergänzen, dass die Japaner Meereswellen auch als Symbol für Ausdauer und Kraft ansehen – was man auch an deutschen Küsten gut nachvollziehen kann. (Quelle) (Quelle) (Quelle)

Hier sind Beispiele für Chiyogami mit Seigaiha-Muster aus meinem Fundus: Gold auf Schwarz, Gold auf Rot, Blau auf Weiß und das Muster 'Farbwellen', in dem Seigaiha hier in den rosafarbenen Bereichen vorkommt.

Drei Beispiele für Chiyogami mit Seigaiha-Muster
Das Muster 'Farbwellen'

Einige dieser Papiere finden Sie zurzeit auf einem Doppelbuch, einer Bleistiftschachtel und als Lesezeichen in der Herbst-/Winterausstellung der Galerie Handwerk Koblenz.

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