24/08/2022

Origami-Sommer: Die Ergebnisse

Ich hoffe, Sie hatten bisher einen schönen Sommer! Hier in Koblenz war und ist es bisweilen schon zuviel des Guten. Während ich dies schreibe, zeigt das Thermometer 36 Grad Außentemperatur an. Koblenz-Pfaffendorf, wo ich mit der Werkstattkatze wohne, nennt man scherzhaft wegen seiner treppenförmigen Anlage auch das Rheinische Nizza. Im richtigen Nizza am Mittelmeer sind es gerade übrigens nur schlappe 29 Grad. ;-)

Wie in meinem letzten Blogbeitrag vor der Sommerpause angekündigt, habe ich eine Menge gefaltet, und hier sind die Ergebnisse meines Origami-Sommers. Zuerst ein paar unsaisonale Fröbelsterne.

Flache Fröbelsterne, Fröbelsterne mit zackig zugeschnittenen Streifenenden und Fröbelsterne mit Schweif in Gold, Rot und Kupfer

1 Flache Fröbelsterne
Neben der im letzten Beitrag verlinkten Anleitung für flache Fröbelsterne gibt es im Internet natürlich auch Anleitungen für die bekannten Sterne mit spitzen 'Tüten', beispielsweise bei Jürgen Köllers Mathematische Basteleien. Wenn man dieser Anleitung bis Schritt 22 folgt und dann einen Streifen senkrecht aufrichtet und mit der Rückseite nach oben unter den Nachbarstreifen steckt, entstehen solche flachen Fröbelsterne, bei denen die Streifenenden zum Schluss aus den Zacken herauskommen, genau wie bei Sternen mit Tüten.

2 Fröbelsterne mit zurechtgeschnittenen Streifenenden
Normalerweise werden die Streifenenden am fertigen Fröbelstern bündig abgeschnitten. Man kann sie aber auch stehen lassen und zurechtschneiden wie hier. Je nach Zuschnitt sieht es besser aus, wenn die beiden Streifenenden mit Tesafilm zusammengehalten werden.

3 Stern von Bethlehem
Soll der Stern einen Schweif haben, kann man entweder zwei Streifenenden nicht abschneiden oder wie hier alle Enden bis auf eines abschneiden und zwei andere dazustecken, auffächern und festkleben.

Von den Schachteln konnte ich gar nicht genug falten; Origami macht definitiv süchtig. Wenn's denn gelingt. Hat man es einmal heraus, kann man gar nicht mehr aufhören.

Fünf verschiedene Modelle von Origami-Faltschachteln

1 Origami-Box mit zwei Klappen
Das ist das selbe Modell wie die Nummer 4 aus dem letzten Beitrag. Hier einmal in 21 x 21 cm Kraftpapier und darüber in 30 x 30 cm gemustertem Origamipapier, jeweils mit Kartoneinlage zur Verstärkung. Mir gefällt der originelle Verschluss, das ist mal etwas ganz anderes.

2 Origami-Box mit Schnappverschluss
Faltschachteln mit integriertem Deckel gehen gern von selbst auf. Das passiert mit diesem Modell von Sweet Paper nicht! Zwei 15 x 15 cm Blatt Papier ergeben eine Schachtel, in der die Büroklammern sicher drinbleiben. Das Anleitungsvideo hat übrigens englische Untertitel, was doch hilfreich ist.

3 Origami-Box mit Innenfach
Auch dieses Modell kennen Sie aus meinem letzten Beitrag, wo es auch die Nummer 3 hatte. Ich habe es hier aus einem DIN A4 Blatt Kraftpapier gefaltet und es dient als Behausung für meinen uralten Schulzirkel, den ich für's Buchbinden modifiziert habe. Das Gummiband darunter dient als Verschluss.

4 Deluxe Box
Auch dies ist ein Modell von Sweet Paper. Es sieht elegant aus, liegt gut in der Hand, man kann es in beliebiger Größe herstellen und mit Karton verstärkt ist es erstaunlich stabil. Wer aber kein Japanisch spricht (so wie ich) muss Detektivarbeit leisten, um die drei Anleitungsvideos zu entschlüsseln. Daher die Reminiszenz an die Drei Detektive aus Rocky Beach, früher eine meiner liebsten Ferienlektüren. Nördlich von Los Angeles ist es übrigens gerade früh am Morgen mit gemütlichen 21 Grad.
Video 1: Faltanleitung
Video 2: Kartonverstärkung
Video 3: Die Größe anpassen

5 Modulare Origami-Schachteln von Tomoko Fuse
Auch diese Schachteln kennen Sie aus meinem letzten Beitrag, wo sie auch die Nummer 5 hatten. Hier habe ich sie noch einmal ordentlich aus Kraftpapier gefaltet und so aufgereiht, dass die Komplexität des Deckelmusters von Schritt zu Schritt zunimmt. Von links nach rechts finden Sie die Anleitungen der ersten zwei Variationen bei Senbazuru Origami; die übrigen drei gibt es erfrischend ungeschönt vorgeführt von OrigamiSmile (Video 1, Video 2 und Video 3).

Ich freue mich über Kommentare an
ateliergry@gmail.com.

25/07/2022

Origami-Sommer

Bei uns in Rheinland-Pfalz ist heute der erste Tag der Sommerferien. In der nächsten Woche beginnt auch mein ersehnter Sommerurlaub. Wer einen möglicherweise ungeliebten Bürojob hat, kann es vielleicht nicht verstehen, aber auch eine Arbeit, die Freude bereitet (und nicht im Büro stattfindet), kann auf die Dauer anstrengend sein und nach Erholung verlangen.

Da aber der Schaffensdrang auch im Urlaub anhält, werde ich nicht die ganze Zeit mit der Werkstattkatze im Liegestuhl unterm Sonnenschirm auf dem Balkon lesen. Denn wir haben auch einen Tisch auf dem Balkon – und da kann man Papier falten! An verregneten Wochenenden und Feiertagen habe ich schon einmal ein paar Dinge in Schmierpapier ausprobiert, und das sieht so aus:

Verschiedene Origami-Modelle aus weißem, einseitig bedrucktem Papier, das recycelt wird

Falls Sie auch Lust aufs Papierfalten haben, oder in den Ferien große oder kleine Kinder zu beschäftigen haben, kommen hier die Links zu den Anleitungen, die ich benutzt habe. Heutzutage findet man so gut wie alles auf YouTube, und der Rest wird in Blogs erklärt. ;-)

1 Fröbelsterne
Kann man auch im Sommer machen: Drei flache Fröbelsterne in verschiedenen Größen. Bei dem untersten habe ich die Zacken einmal in die andere Richtung gefaltet, so dass ein Quadrat entstanden ist. Anleitungen gibt es bei der unglaublich stilsicheren und begabten Nadia Bitter Stoll auf Deschdanja.ch.

2 Fröbelfisch
Wo wir schon bei Friedrich Fröbel sind: Da gibt es noch viel mehr als nur Sterne. Zum Beispiel dieser geflochtene Fisch. Mit mehreren Artgenossen unterschiedlicher Größe kann er ein Mobile bilden oder auf einen Metall-Schaschlikspieß* gesetzt Blumentöpfe dekorieren. Auch diese Anleitung gibt es bei Nadia Bitter Stoll auf Deschdanja.ch.
* Spieße aus Metall sind sicherer für Pflanzen, weil Metall nicht faulen kann.

3 Origami-Box
zum Aufklappen mit Innenfach aus einem Blatt der Größe DIN A4: Dies ist eine japanische Video-Anleitung von Sweet Paper, der man aber problemlos folgen kann. Die Box braucht am Ende einen separaten Verschluss – da gibt es vielleicht noch ein zweckmäßigeres Modell. Hier geht es zum Video.

4 Origami-Box
mit zwei Klappen: Auch dies ist eine Video-Anleitung von Sweet Paper, diesmal mit englischen Untertiteln. Meine Schmierpapier-Version ist aus einem 21 x 21 cm großen Quadrat und bleibt zu, wenn man sie schließt. Hier geht es zur Anleitung.

5 Modulare Origami-Schachteln
von Tomoko Fuse: Die japanische Origami-Künstlerin Tomoko Fuse hat sich auf modulares Origami spezialisiert (= Modelle aus mehreren gleichen Bausteinen, die ineinander gesteckt werden und ohne Klebstoff halten), besonders Schachteln. Hier sind vier Variationen eines viergeteilten Deckels, jede mit dem gleichen Unterteil. Hier sind die Video-Anleitungen der Variation 1, Variation 2 und Variation 3 von OrigamiSmile (bei der man auch sehen kann, dass das Falten nicht immer so glatt läuft). Variation 4 gibt es bei Senbazuru Origami, einem französischsprachigen YouTube-Kanal mit vielen Origami-Spielsachen wie sprechenden Fröschen und flügelschlagenden Kranichen. Spätestens hier werden Sie merken, dass ein Nachfalten möglich ist, egal welche Sprache die Vorführenden sprechen.

6 Modulare Origami-Kacheln
auf der Basis der Fröbelgrundform: Zum Schluss sind wir wieder bei Friedrich Fröbel angelangt. Aus der Fröbelgrundform, Papierfaltern auch als die Windmühlenform bekannt, lassen sich viele verschiedene Ornamente falten, die dann zu Kacheln oder Quilts zusammengesteckt werden können (diesmal mit Klebstoff). Meine Anleitung ist aus einem Buch und kann aus Urheberrechtsgründen hier nicht vorgestellt werden, aber Mariela Recinos zeigt auf ihrem farbenfrohen YouTube-Kanal 'Origami Maniacs' in diesem Video das Prinzip, und in weiteren Videos 24 Variationen von Ornamenten auf der Basis der Fröbelgrundform. Das sollte doch für viele Stunden fröhlichen Faltens ausreichen.

Dieser Blog macht jetzt Sommerpause. Weiter geht es hier am 24. August mit den Ergebnissen meines Origami-Sommers.

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11/07/2022

Seegraskistengalerie: Victor Vasarely

 

Meine private Galerie an der Seegraskiste neben der Werkbank (kurz: Seegraskistengalerie) zeigt wieder eine neue Ausstellung. Sie erinnern sich vielleicht noch an die erste und zweite Ausstellung während der Corona-Pandemie. Nun, die Pandemie geht trotz des warmen Wetters munter weiter und warum soll es da nicht auch eine neue Ausstellung geben?

Seegraskiste mit drei Kunstpostkarten, die mit kleinen hölzernen Wäscheklammern befestigt sind. Die drei Postkarten zeigen Werke Victor Vasarelys. Im Uhrzeigersinn von oben: 'Vega 200' (1968), 'Collage vert' (1990) und 'Boglar' (1966).

Diesmal gibt es drei Werke des französisch-ungarischen Malers und Grafikers Victor Vasarely (1906-1997). Am bekanntesten ist er sicherlich für seine Op Art, insbesondere die monumentale 'Vega'-Serie, wo sich die Darstellungen dem Betrachter entgegenzuwölben scheinen. Hier sehen Sie die im Original 2 x 2 Meter große Vega 200 von 1968.

Victor Vasarely: Vega 200 (1968)

Heutzutage kann man solche Grafiken leicht am Computer erstellen. Hier ist beispielsweise meine Version, die mit Photoshop Elements unter Zuhilfenahme von null malerischem Talent entstanden ist.

Eigenes Werk von Atelier Gry im Stil einer 'Vega' von Victor Vasarely

Im Internet finden Sie eine englischsprachige Anleitung, wie man so etwas macht. Wenn Sie beide Bilder vergleichen, sehen Sie aber sofort die Schwächen der Computerversion: Die Kreise blähen sich nicht richtig auf, wodurch das Bild weniger plastisch wirkt. Es gibt auch nur zwei gleichbleibende Farben und einen Farbverlauf, wodurch das Bild ebenfalls weniger plastisch wirkt. Vasarely hat für seine Vega natürlich keinen Computer benutzt, sondern alles von Hand mit Acrylfarbe auf Leinwand gemalt. Übrigens hatte der Künstler nichts dagegen, wenn sich die Menschen ihre eigenen Vasarelys schufen. 1969 brachte er zu diesem Zweck eine Art Baukasten heraus. Aus farbigen Plättchen in geometrischen Formen und quadratischen Grundflächen konnte man sich sein eigenes Wandbild zusammenstellen.

Victor Vasarely: Boglar (1966) in hellem Ocker mit Grau- und Lila-Tönen

Vasarely hat aber nicht nur gemalt, sondern auch mit farbigem Papier gearbeitet. Hier ist ein Werk von 1966 aus seiner 'Boglar'-Serie. Mit Gouachefarben bemaltes Papier wurde dazu ausgeschnitten und auf eine ca. 2,5 x 2,5 m große Sperrholzplatte geklebt. In seinem kleinen (ca. 25 x 25 cm) Spätwerk Collage vert von 1990 verwendet er ebenfalls farbiges Papier, diesmal auf Papier geklebt.

Victor Vasarely: Collage vert (1990)

Wenn Sie mehr über Victor Vasarely wissen wollen, so gibt es im Netz ein gut gemachtes, sehr kurzweiliges sogenanntes Digitorial des Frankfurter Städel Museum, das aus Anlass ihrer großen Vasarely-Ausstellung 2018 herausgekommen ist.

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